Um Leben und Tod
Ein Hirnchirurg erzählt vom Heilen, Hoffen und Scheitern
von Henry Marsh
- Buch auf Amazon
- ISBN: 978-3421046789
In Um Leben und Tod erzählt der Autor von seiner Arbeit als Neurochirurg.
Ich fand Um Leben und Tod ein spannendes und faszinierendes Buch, welches einem einen kleinen Einblick in das Leben eines Neurochirurgen gewährt. Offen und ehrlich erzählt der Autor dabei nicht nur von seinen Erfolgen, sondern auch von seinem Scheitern, was bedeutet, dass der Patient entweder stirbt oder nach der Operation behindert ist...
Meine Notizen
Vorwort
Auch Ärzte sind nur Menschen, und vieles von dem, was in Krankenhäusern geschieht, hängt vom Zufall ab. Häufig liegen Erfolg und Scheitern nicht im Einflussbereich des Arztes.
Pineozytom
Falls ich mich in die falschen Regionen verirre, die sogenannten eloquenten Hirnareale, wie Neurochirurgen sie nennen, werde ich, wenn ich nach der Operation den Aufwachraum betrete, um zu sehen, was ich vollbracht habe, einem schwer geschädigten und behinderten Patienten gegenüberstehen.
Aneurysma
Jeden Morgen pünktlich um acht versammeln wir uns in dem dunklen und fensterlosen Röntgen-Vorführraum und schreien und diskutieren und lachen, während wir die Hirnscans unserer armen Patienten betrachten und auf ihre Kosten makabre Witze reissen.
Unerfahrene Operateure sind zu vorsichtig – nur durch fortwährendes Üben lernt man, dass man häufig mit etwas durchkommt, was auf den ersten Blick beängstigend und riskant gewirkt hatte.
Wir Chirurgen sind dann am erfolgreichsten gewesen, wenn sich unsere Patienten vollständig erholen und überhaupt nicht mehr an uns denken.
Hämangioblastom
Am Morgen der Operation spreche ich nur ungern mit Patienten. Ich ziehe es vor, nicht an ihre Menschlichkeit und ihre Angst erinnert zu werden, und ausserdem will ich nicht, dass sie merken, dass ich ebenfalls nervös bin.
Melodrama
"[...] nicht immer ist der Tod das Schlimmste, was passieren kann, und manchmal ist ein schneller Tod besser als ein langsamer."
Tic Douloureux
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Angor Animi
Im Fach Anatomie wurden wir zunächst in kleinere Gruppen aufgeteilt, dann erhielt jede Gruppe einen einbalsamierten Leichnam, den wir im Laufe des Jahres auseinandernahmen.
[...] mit zunehmender Verantwortung geht stets auch die Angst zu versagen einher, und so werden Patienten zu einer Quelle der Furcht und der Belastung sowie, bei Erfolgen, von gelegentlichem Stolz.
Meningeom
Manchmal beneide ich die Generation der Ärzte, die mich ausgebildet haben, dafür, dass sie den enormen, durch die Arbeit verursachten Stress einfach dadurch abbauen konnten, dass sie, bisweilen auf ziemlich übertriebene oder unverschämte Weise, ausrasteten, und dies, ohne Angst haben zu müssen, wegen Mobbings oder Belästigung verklagt zu werden.
Plexuspapillom
Ängstliche und wütende Angehörige sind eine Last, die alle Ärzte tragen müssen. Selbst einmal die Erfahrung gemacht zu haben, ein ängstlicher und wütender Angehöriger zu sein, ist insofern jedoch ein wichtiger Bestandteil meiner medizinischen Ausbildung gewesen.
Leukotomie
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Trauma
Die meisten Neurochirurgen werden zunehmend konservativer, je älter sie werden – was bedeutet, dass sie bei weniger Patienten zu chirurgischen Eingriffen raten als in jüngeren Jahren. So auch ich – aber nicht nur deshalb, weil ich erfahrener bin als früher und die Möglichkeiten und Grenzen der Chirurgie realistischer einschätzen kann, sondern auch, weil ich inzwischen eher bereit bin zu akzeptieren, dass es, anstatt zu operieren, besser sein kann, jemanden sterben zu lassen, wenn nur eine sehr geringe Chance besteht, dass die Person jemals wieder ein eigenständiges Leben führen wird.
Ependymom
Bei langsam fortschreitendem Krebs ist es oft nicht einfach zu entscheiden, wann man aufhören sollte. Die Patienten und die Angehörigen werden zunehmend unrealistisch und glauben, dass sie immer weiterbehandelt werden können, sie glauben, dass das Ende niemals kommen wird und dass der Tod ewig aufgeschoben werden kann. Sie klammern sich an das Leben.
Glioblastom
Ich dachte an die Patienten, die ich unter ähnlichen Umständen erneut operiert hatte [...]. In den meisten Fällen hatte ich es bereut. Doch einem Patienten zu sagen, dass man nichts mehr für ihn tun könne, dass es keine Hoffnung mehr gebe, dass es jetzt an der Zeit sei zu sterben, ist nun einmal ausserordentlich schwierig. Hinzu kommt die Angst, etwas Falsches zu sagen, sich zu irren; die Angst, dass der Patient zu Recht die Hoffnung nicht aufgibt, zu Recht auf ein Wunder hofft, und wer weiss, vielleicht sollte man wirklich noch dieses eine Mal operieren.
Infarkt
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Neurotmesis
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Medulloblastom
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Hypophysenadenom
Es ist schwer zu erklären, ganz zu schweigen davon zu begreifen, wie es sich anfühlen muss, die Sprache verloren zu haben – weder in der Lage zu sein zu verstehen, was zu einem gesagt wird, noch seine Gedanken in eigene Worte fassen zu können.
Ich war erleichtert, dass er gestorben war – hätte er überlebt, hätte er furchtbare Behinderungen davongetragen.
Empyem
Wenn ich zu Patienten sage, dass es meiner Meinung nach besser wäre, die Operation unter örtlicher Betäubung vorzunehmen, wirken sie normalerweise etwas geschockt. Tatsächlich kann das Gehirn jedoch gar keine Schmerzen empfinden, da Schmerz ein Phänomen ist, das im Gehirn selbst produziert wird. [...] Da die einzigen Teile des Kopfes, die Schmerz empfinden können, die Haut, das Gewebe und die Muskeln ausserhalb des Gehirns sind, ist es möglich, einen chirurgischen Eingriff am Gehirn unter Lokalanästhesie durchzuführen, während der Patient bei vollem Bewusstsein ist.
"Als Neurochirurg hat man keine Wahl; man muss sich damit abfinden, dass man zwangsläufig Fehler macht und das Leben von Menschen ruiniert."
Karzinom
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Akinetischer Mutismus
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Hybris
Eine der bitteren Wahrheiten der Neurochirurgie lautet, dass man nur dann gut darin wird, die wirklich schweren Fälle zu operieren, wenn man viel Übung hat, was aber bedeutet, dass man zunächst einmal viele Fehler begeht und eine Spur lädierter Patienten hinterlässt.
Photopsie
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Astrozytom
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Tyrosinkinase
Ich habe viel Zeit damit verbracht, mit Menschen zu sprechen, deren Leben zu Ende ging. Dabei bin ich zu dem Schluss gekommen, dass gesunde Menschen, einschliesslich mir selbst, nicht begreifen können, dass sich in dem Moment, in dem eine tödliche Krankheit bei einem diagnostiziert wird, alles ändert. Dass man sich an jede Hoffnung klammert, und sei sie noch so falsch und noch so gering, und dass es den meisten Ärzten widerstrebt, Patienten in so viel Dunkelheit auch noch diesen schwachen Lichtstrahl zu nehmen.
Oligodendrogliom
Wenn aus Ärzten Patienten werden, wissen sie nur zu gut, dass die Kollegen, die sie behandeln, nicht unfehlbar sind, und sie machen sich – im Falle einer tödlichen Erkrankung – auch keine Illusionen darüber, was sie erwartet. Sie wissen, dass entsetzliche Dinge passieren können, Wunder jedoch so gut wie nie geschehen.
Anaesthesia Dolorosa
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