Mr. Mercedes
von Stephen King
- Buch auf Amazon
- ISBN: 978-3453269415
Ein Mann, Brady Hartsfield, fährt mit einem gestohlenen Mercedes absichtlich in eine Menschenmenge, um möglichst viele Menschen zu töten und zu verletzen. Anschliessend entkommt er unerkannt. Dies ist einer der ungelösten Fälle, den Detective Bill Hodges bei seiner Pensionierung an seine Nachfolger übergeben muss. Mit dem Rentnerdasein kommt er nur schlecht zurecht, er verbringt die meiste Zeit vor dem Fernseher und spielt mit dem Gedanken, sich mit seiner Pistole zu erschiessen. Doch dann erhält er einen Brief vom Attentäter. Darin bietet dieser Hodges an, ihn via eine Website zu kontaktieren...
Mr. Mercedes ist der Auftakt zur "Bill Hodges"-Trilogie. Ich fand Mr. Mercedes einen durchschnittlichen Thriller. Dies liegt hauptsächlich daran, dass man als Leser schon früh weiss, wer der Täter ist und auch immer wieder erfährt, was er denkt und macht. Damit fällt leider auch ein Teil der Spannung weg. Ansonsten ist das Buch gut geschrieben, mit zwei interessanten Hauptpersonen. Einzig das Ende fand ich zu vorhersehbar.
Zitate aus dem Buch
"Man hat mich neulich downgesizt. So heisst das im 21. Jahrhundert, wenn man gefeuert wird."
Er hat sich ein paar mal gezwungen, sich zu besaufen, bloss um zu sehen, ob er das immer noch schafft, und das tut er auch, aber besoffen zu sein ist auch nicht besser, als nüchtern zu sein. Eigentlich ist es sogar ein wenig schlechter.
Über sein Gesicht breitet sich das überschlaue Grinsen eines coolen Typen aus, der voll locker drauf ist. Traumjob: lebenslange Berufsunfähigkeit.
Diese Diät aus TV-Scheisse genehmigt Hodges sich an jedem Werktagnachmittag in seinem Fernsehsessel [...].
Als ich in der Zeitung sah, dass zu meinen Opfern ein Baby gehörte, war ich begeistert! Ein so junges Leben auszulöschen! Wenn man sich vorstellt, was es alles versäumt hat, hm?
Genussvoll denke ich auch an den Mann, der seinen Arm verloren hat, und noch lieber an die beiden, die gelähmt sind. Der Mann nur von der Hüfte abwärts, aber Martine Stover ist jetzt nicht mehr als ein "Kopf am Stiel"!
Mr. Mercedes ist ein Arschloch, aber eines von der intelligenten, Bücher lesenden Sorte.
Sie hat den hellen, forschenden Blick einer Krähe, die ihre Augen auf ein frisch überfahrenes Streifenhörnchen gerichtet hat.
"Wenn man ein Arsch ist, bloss weil man die Wahrheit sagt, dann bin ich gern einer."
"Ich hoffe, dass viele Leute bei mir sind, wenn wir ihn schnappen. Wenn ich ihn allein erwische, bringe ich ihn womöglich um, bloss weil ich mich wegen ihm so mit meiner Tochter verkracht habe."
Sie sah ihn an, als wäre er unter allen Idioten einer generell idiotischen Welt der grösste.
"Du solltest dich lieber auch verziehen, oder der Fettwanst macht sich an deiner Visage zu schaffen", sagt Hodges. "Wenn deine Mama dich dann in der Notaufnahme besuchen kommt, wird sie schnurstracks an dir vorbeimarschieren."
Das Leben ist eine Kacklotterie mit beschissenen Preisen.
Der Brief, den Hodges erhalten hat, ist hämisch und arrogant. Ha, ha, du abgewrackter Trottel, steht deutlich da. Du hast nichts, wofür es sich zu leben lohnt, und das weisst du auch. Warum bringst du dich dann nicht einfach um?
Brady sieht ein, dass er tatsächlich psychisch krank ist; natürlich ist er das, normale Menschen fahren schliesslich nicht in eine Menschenmenge oder erwägen, den Präsidenten der Vereinigten Staaten mit einem Selbstmordattentat um die Ecke zu bringen. Normale Menschen töten ihren kleinen Bruder nicht. [...] Aber abnormale Menschen wollen andere Menschen auch nicht wissen lassen, dass sie abnormal sind.
Dann macht er noch ein Spässchen, indem er sie fragt, wie sie so hübsch geworden sind. Sie kichern. In Wirklichkeit ist die eine hässlich, und die andere sieht noch schlimmer aus.
[...] sieht er vor dem Comicladen zwei Jungs stehen, die miteinander reden, zu ihm herübersehen und grinsen. Dank seiner fünfjährigen Erfahrung [als Eismann] schätzt Brady, dass es sich um Sechst- oder Siebtklässler mit einem gemeinsamen IQ von hundertzwanzig handelt, denen eine lange Zukunft als Arbeitslosengeldempfänger bevorsteht. Oder eine kurze in irgendeinem Wüstenstaat.
[...] der Honda seiner Mutter [muss] noch dringender repariert werden als sein Subaru. Nicht dass sie ihren Wagen inzwischen noch oft nutzen würde, was gut ist, weil sie einen derart grossen Teil des Tages besoffen ist.
"Über manche Dinge reden Leute, die in Autohäusern arbeiten, eben nicht gern, Mr. Hodges. Sie lügen vielleicht nicht, verbannen es aber aus dem Kopf. Beispielsweise dass ein Airbag dir zwar das Leben retten, dir aber unter Umständen auch so die Brille in die Augen rammen kann, dass du anschliessend blind bist."
Er rennt durch die Küche auf die Tür zu, die in seinen Kontrollraum führt. Dort unten wird er finden, wie er seine Mutter retten kann. Und wenn ihm das nicht gelingt, muss er ihr wenigstens nicht beim Sterben zusehen.
Er zieht ihre Hose hinauf, damit sie wieder anständig aussieht – so anständig, wie eine Leiche in einem von Kotze durchtränkten Pyjama überhaupt aussehen kann –, und wuchtet sie aufs Bett.
"Der Arzt im Krankenhaus hat gesagt, selbst wenn er aus dem Koma erwacht, hat er womöglich einen Hirnschaden." Nach Bradys Meinung hatte Frankie ohnehin schon einen Hirnschaden [...], doch er hielt den Mund.
"Von mir aus kann Onkel Henry die Einäscherung gern barbarisch nennen, aber das wirklich barbarische Ritual ist so ein offener Sarg. Sie sieht überhaupt nicht wie meine Mutter aus, sondern wie ein ausgestopftes Ausstellungsstück."
Die Passanten verhalten sich so, wie sie sich immer verhalten, wenn ein Gewaltakt ein Loch in die Welt schlägt, die sie bisher für selbstverständlich gehalten haben. Manche lassen sich auf den Gehsteig fallen und legen die Hände über den Kopf. Andere sind an Ort und Stelle erstarrt wie Statuen. Einige Autos halten an, die meisten beschleunigen, um so schnell wie möglich davonzukommen.
Er hat es geschafft, statt dem Hund der Niggerfamilie seine eigene Mutter umzubringen. Das war schlimm. Jetzt hat er es geschafft, nicht den Cop, sondern jemand andres zu töten, und das ist noch schlimmer. Wahrscheinlich war es die blonde Tusse, die aus irgendeinem Grund, den nur eine andere Blondine kapieren würde, den Hut des fetten Excops getragen hat.
"Sieh mal an! Immer noch am Leben und hässlicher denn je."
"Er hat sich so versteckt, dass er für jeden sichtbar war."
Er denkt an den entscheidenden Unterschied zwischen einem natürlichen Tod und Mord. Mord wäre schlecht, denn wenn ein Geisteskranker eines oder mehrere Familienmitglieder umbringt, ist das oft der Beginn seiner letzten Mordserie.
Das Mädchen hinter der Theke fragt ihn, ob alles in Ordnung war. Brady sagt ja und fragt sich dabei, wie viel von den Hähnchenteilen, der Sosse, den Brötchen und dem Krautsalat die Chance haben wird, verdaut zu werden, bevor die Explosion ihm den Bauch aufreisst und das, was noch drin ist, in alle Richtungen spritzen lässt.
Irgendwo, nicht weit weg und doch in einer anderen Welt, kreischen kleine Mädchen vor Glück. Bald werden viele von ihnen in Stücke gerissen werden, viele andere werden richtig schreien, weil ihnen Arme oder Beine fehlen. Na ja, wenigstens werden sie vor dem grossen Knall ein paar Songs ihrer Lieblingsband hören.
"Ab und zu stosse ich tatsächlich auf jemand, der noch verkorkster ist als ich", sagt sie. "So was muntert mich immer auf. Ich weiss zwar, das ist schrecklich, aber ich kann nichts dagegen tun."
Das Einzige, was diesen Abend noch schlimmer machen kann, wäre ein Herzanfall in einem Haus, in das er unrechtmässig eingedrungen ist, begleitet von einem Minderjährigen und einer Frau, die eindeutig nicht alle Tassen im Schrank hat. Ein Haus, in dem das Pin-up-Girl eines komplett wahnsinnigen Mörders tot im Obergeschoss liegt.