Der Anschlag

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  • ISBN: 978-3453267541
  • Mein Rating: 7/10

Al Templeton hat in der Vorratskammer seines Restaurants vor Jahren ein "Zeitportal" in die Vergangenheit entdeckt, der es einem erlaubt, ins Jahr 1958 zurückzukehren. Sein Ziel ist es, das Attentat vom 22. November 1963 auf John F. Kennedy durch Lee Harvey Oswald zu verhindern und dadurch die Welt zu verbessern. Ihm selbst gelingt dies nicht, er muss vorher, todkrank, wieder in die Gegenwart zurückkehren. Vor seinem Tod kann er jedoch noch den Lehrer Jake Epping von dieser Mission überzeugen, und so macht sich dieser schliesslich auf in die Vergangenheit, um dort fünf Jahre zu leben und JFK zu retten...

Ich fand die Grundidee von Der Anschlag spannend. Der Anfang des Buches ist dem Autor äusserst gut gelungen. Der mittlere Teil zieht sich jedoch fast endlos in die Länge, auch wenn er gut geschrieben ist und schön beschreibt, wie sich das Leben in den späten 50er/frühen 60er Jahren abspielte. Hingegen fand ich den Schlussteil zu knapp und zum Teil etwas gar unrealistisch.

Zitate aus dem Buch

Ein entscheidender Augenblick

"Ich glaube, wir finden immer Ausreden, um unsere schlechten Angewohnheiten beibehalten zu können, nicht wahr?"

"[...] das könnte ich auf einen drei Meter hohen Bibelstapel schwören."

[...] ich konnte spüren, wie das Eiersalatsandwich und das Stück Apfelkuchen vom Mittagessen sich darauf vorbereiteten, gleich die Auswurftaste zu drücken.

Das war eine der grossen Wahrheiten des menschlichen Schicksals: Wenn man Papierwindeln brauchte, um das aufzusaugen, was der eigene Körper absonderte, sass man echt in der Scheisse.

Er zog eine der Papierwindeln aus der Box, drückte sie sich wie einen Knebel an den Mund und hustete vornübergebeugt. Aus seiner Brust stiegen grausige Würgelaute auf. Sie klangen, als hätten grosse Teile seiner Innereien sich losgerissen und prallten dort drinnen aufeinander wie Scooter auf dem Jahrmarkt. Endlich liess der Anfall nach. Er sah in die Windel, erschrak leicht, faltete sie zusammen und warf sie in den Mülleimer neben dem Tischchen. "Entschuldige, Kumpel. Diese orale Menstruation ist echt Scheisse."

"Warum hast du den arroganten kleinen Scheisser nicht selbst umgelegt, sobald du wusstest, dass du todkrank bist?"

"Die Welt zu verbessern ist wichtig, aber ebenso wichtig ist es, allein aufs Klo zu gehen."

"Wenn du im Jahr 1958 von einem Terroranschlag sprichst, denken die Leute, dass du Teenager meinst, die Kühe umwerfen."

Der Vater des Hausmeisters

Was, wenn ich den Lauf der Dinge in den kommenden sieben Wochen nur so weit beeinflusste, dass Harrys Vater auch Harry ermordete, statt ihn bloss mit einem Hinken und leicht geistig behindert zurückzulassen?

Manchmal produzierte das Leben Zufälle, die kein Romanschriftsteller zu kopieren wagen würde.

Ich traute mir eine Tötung im Affekt zu – um mich selbst oder andere zu verteidigen –, aber vorsätzlichen Mord? Selbst wenn ich wusste, dass mein potenzielles Opfer seine Frau und seine Kinder ermorden würde, wenn ich ihn nicht daran hinderte?

Er sah wie ein fröhliches Streifenhörnchen aus.

Das Zeug auf dem Teller sah wie etwas aus, was auf der Strasse überfahren worden war, aber es roch lecker und schmeckte noch besser.

Dunning ging zu Boden – mit den Füssen im Wohnzimmer und dem Kopf im Durchgang zwischen Wohnzimmer und Küche. Aber nicht ganz zu Boden. Die Spitze der Klinge bohrte sich ins Parkett und hielt den Oberkörper auf Abstand. [...] Der Chef-Metzger sah aus, als wäre er gestorben, während er versuchte, eine Liegestütze zu machen.

In der Vergangenheit leben

"Du hast gesagt, du würdest beten. Wieso hast du stattdessen geraucht?" - "Weil ich nervös war. Und weil das jetzt keine Rolle mehr spielt. Ich hab schon Lungenkrebs."

Ich hatte ihn davor bewahrt, sein Leben lang zu hinken und etwas zurückgeblieben zu sein, nur um sein Leben um ungefähr vierzig Jahre zu verkürzen?

In Texas war sogar die Verkehrspolizei überzeugte Anhängerin des Evangelium "Gaspedal durchtreten und die Karre röhren lassen".

Die einfachsten Antworten des Lebens waren oft am leichtesten zu übersehen.

Aber Dummheit gehörte nun mal zu den beiden Dingen, die wir im Nachhinein am klarsten sahen. Das andere waren verpasste Chancen.

Was das Schönste am Lehrerberuf war? Den Augenblick zu erleben, in dem ein Junge oder ein Mädchen sein Talent entdeckte.

"Eine rauchfreie Gesellschaft ... Negerkinder und weisse Kinder, die friedlich miteinander lernen ... Kein Wunder, dass du einen Roman schreibst, du hast eine blühende Fantasie."

Sadie und der General

Wer weiss, vielleicht brauchte die Welt ja einen gewissen Prozentsatz Klugscheisser als Mittel gegen Langeweile.

Da waren wir gerade eben ein Paar geworden, und ich fing bereits an zu lügen.

"Sie sehen grossartig aus!" - "Netter Versuch, George. Ich sehe beschissen aus, und das wissen sie auch."

Wir wussten nie, wessen Leben wir beeinflussten – oder wann oder wie. Jedenfalls nicht, bevor die Zukunft sich die Gegenwart einverleibt hat. Wir wussten es erst, wenn es zu spät war.

"Ich könnte niemals mit einem Mann schlafen, der so viel Rasierwasser trägt."

"Er ist niemand, der die persönliche Auseinandersetzung sucht. In Gedanken ist er durchaus tapfer, aber ich glaube, körperlich ist er ein Feigling."

"Hast du zufällig noch ein Kondom übrig? Ich glaube, ich habe ein Mittel gegen Kopfschmerzen gefunden."

Wir in der näheren Nachbarschaft hörten Lees Brüllen und Marinas Schreie – manchmal die des Zorns, manchmal die des Schmerzes. Niemand unternahm etwas, auch ich nicht. Nicht dass sie die einzige Ehefrau gewesen wäre, die in Oak Cliff regelmässig geschlagen wurde; die Freitag- und Samstagabende schienen in dieser Hinsicht eine lokale Tradition zu haben.

"Er ist ein Schweineschwanz, das wissen alle."

22. November 1963

[...] die Nächte, in denen Sadie mich nicht weckte, indem sie sich schreiend und um sich schlagend aus Albträumen befreite, waren selten. Tagsüber war Johnny Clayton tot. Nach Einbruch der Dunkelheit bedrohte er Sadie weiter mit dem Revolver und seinem Messer.

"Teenager sind recht beeinflussbar. Sie imitieren, was sie bei Erwachsenen sehen." - "Glauben sie? Nach ungefähr fünfzehn Berufsjahren hätte ich eher gesagt, dass sie das Verhalten von Erwachsenen beobachten und dann so schnell wie möglich in die Gegenrichtung davonrennen."

"Sie sind abscheulich!" Genau. Und manchmal machte das richtig Spass.

"Ich liebe diese Frau, und mit einem Mann, der liebt, sollte man sich nicht anlegen. Sollten sie sich dennoch in meine Angelegenheiten – oder Sadies – einmischen, tue ich mein Bestes, um aus ihnen die jämmerlichste hochnäsige Schlampe in ganz Texas zu machen."

"Verdammt, da kommen ja sogar Jesus die Tränen!"

Es gab nie einen Umstehenden, den man zu Hilfe rufen konnte, wenn man einen brauchte. Von einem Cop ganz zu schweigen.

"Wanda ist zu gross für sie, Roth. Und zu mager. Wenn sie auf ihr liegen, müssen sie wie 'ne Kröte aussehen, die versucht, 'nen Besenstiel zu bumsen."

"Jetzt will ich sehen, wie sie rennen können. Also los, sonst schiesse ich ihnen ins Bein, damit sie gar nicht mehr laufen können." - "Du bist 'n Scheisskerl", sagte er. "Ja, das bin ich. Und du bist ein dreckiger kleiner Dieb, der sich gleich 'ne Kugel einfängt."

Der Mann mit der grünen Karte

"Alles, was du kriegst, Arschloch, ist eine Chance, schleunigst abzuhauen, bevor ich dir deine wertlosen Eier abreisse und in das Loch stopfe, wo früher deine Nase war. Eine Chance. Nutze sie."