Zu lieben und zu sterben

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  • ISBN: 978-3492055253
  • Mein Rating: 9/10

Zu lieben und zu sterben erzählt aus dem Leben des 17-jährigen Italieners Paolo Spada während des Ersten Weltkrieges. Diesen erlebt er zusammen mit einer Tante und seinen Grosseltern in deren Villa, die zuerst von den Deutschen und dann den Österreichern requiriert wird. Das Buch erzählt vom Leben in der Villa, von Paolo's erster Liebe, von der Unterstützung des Widerstandes gegen die Besatzer. Und schliesslich vom Verrat, und dessen tragischen Konsequenzen.

Mir hat Zu lieben und zu sterben sehr gut gefallen. Nur das "Wunder" am Ende des Buches hätte der Autor gut weglassen können, es hinterliess auf mich den Eindruck, als hätte der Autor versucht, das Buch mit einer Art "happy end" zu beschliessen.

Zitate aus dem Buch

"Der Hintern eines Maultiers hat mehr Anstand als die", sagte Teresa. "Diese Rotzbengel sind schlimmer als die Tiere!"

Der Dritte Verlobte der Grossmutter hatte zu grosse Füsse um als kluger Kopf zu gelten. Dumm war er nicht, denn er verstand sich darauf, mit Würde und Ausdauer dem Müssiggang zu frönen, aber wenn einer so grosse Füsse hatte, konnte es mit dem Kopf nicht weit her sein.

"Dummköpfe stellen gern ihre Dummheit zur Schau, und zu diesem Zweck gibt es nichts Besseres als Worte."

"Ich wette, wenn man der Alten mit einer Nadel in den Bauch sticht, läuft ein Fass Grappa heraus."

Die jungen Bauernmädchen schmierten sich Schweinemist ins Gesicht und stopften ihre Kleider mit Lumpen aus, um abstossend, schwanger, plump zu wirken.

"Wisst ihr, was das Beste am Krieg ist? Dass er die Dinge vereinfacht. Er stellt die Guten auf die eine, die Bösen auf die andere Seite. Man weiss immer, wen man töten muss, das erkennt man an der Uniform. Man weiss, wem man Befehle geben kann und wem man selbst gehorchen muss. Man braucht nur die Rangabzeichen zu beachten."

Und selbst hatte ich auch schon einiges über den Krieg gelernt: Mein Bett war jetzt ein unbequemer Strohsack, der piekste und raschelte, Oberleder und Sohle meiner Schuhe waren abgenutzt, das bisschen Fleisch, das ich ass, war zäh, den Kaffee trank ich notgedrungen ohne Zucker, und alles, aber wirklich alles, stank.

"Wieso glotzt du auf das Haus deiner Grosseltern? Eigentlich solltest du nur für mich Augen haben."

Ich ging ins Wirtshaus, um die Einsamkeit zu spüren, die man in Gesellschaft Fremder empfindet [...].

Das Haus bestand aus zwei Zimmern: eines zum Schlafen, Kranksein und Sterben, wenn es denn ans Sterben ging; das andere zum Leben, Würsteräuchern und Essen, wenn es denn zu essen gab.

Sein Gesicht war eine einzige Grimasse des Schmerzes. "Ich kann gehen, bringt mich hier raus, ich will nicht bleiben bei diesen ... hier sterben alle." Er war sehr blass, die Augen waren rot, von Qualen durchbohrt. Ich begriff, dass er brüllen wollte, doch aus seinem Mund kam nur ein Flüstern: "Ich kann gehen", sagte er noch einmal. "Helft mir aufzustehen." Ich schaute auf das dreckstarrende Laken, das ihn vom Hals abwärts bedeckte: Ich sah, dass er keine Beine hatte, sein Körper war nur noch halb.

Wir hatten aufgehört, für die einen oder die anderen Partei zu ergreifen. Es gab nur noch Granaten, Verstümmelungen, Angst und verdammt wenig zu essen.

"In meinem Garten wird niemand gehängt."

"Ich geh voraus", sagte Giulia. "Wenn es eine Falle ist ... auf eine Frau schiesst man nicht."

Auch wenn ich mich davor fürchtete, wünschte ich doch sehnlichst die Gelegenheit herbei, ihn benutzen zu können, gezwungen zu sein, jemanden damit zu töten.

Der Baron rauschte herein wie ein Hochwasser führender Fluss.

Dann erschien das Bild des Österreichers, den ich getötet hatte, wieder vor meinem geistigen Auge. Er wollte sich ergeben, hatte mit dem Kopf Nein gesagt, mit den Augen und mit dieser erhobenen Hand, mit der anderen Hand fasste er sich an den verletzten Bauch, aber ich hatte geschossen und auch Lust dabei empfunden. Ich redete mir ein, das sei nicht wahr. Doch ich erinnerte mich an ein Gefühl der Euphorie, nicht des Mitleids: Ich hatte ohne jedes Zögern gehandelt, einem Willen gehorchend, den ich nur schwerlich für meinen eigenen halten konnte, und dann dieses Triumphgefühl, schrecklich. Da übergab ich mich, spuckte Speichel und halb verdautes Essen in den Eimer für die Notdurft.

Ich dachte an Grossvater, dachte, dass bestimmte Menschen wie jahrhundertealte Eichen sind; wenn man sie fällt, hinterlassen sie ein Loch in der Erde, ein Loch, das die Zeit nur schwer zu schliessen vermag.

Da er uns schon die Gnade gewährt hat, erschossen zu werden, habe ich ihn gleich noch um eine weitere Gnade gebeten: an einen Pfahl gebunden zu werden. Weisst du, ich möchte nicht riskieren, dass im letzten Moment die Knie nachgeben, ich will stehend sterben [...].

"Zum Tode Verurteilte ohne Alkohol und in Gesellschaft eines Priesters zu lassen, das ist wahre Grausamkeit."

"Signor Paolo, wollt ihr wirklich nicht beichten? Danach fühlt man sich besser." - "Das bezweifle ich nicht, aber seht ihr ... ich bin mir nicht sicher, ob ich mich besser fühlen will."

"Siege haben wenig zu sagen, es ist die Niederlage, die uns etwas lehrt."