Was fehlt, wenn alles da ist?

Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt

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  • ISBN: 978-3280055922
  • Mein Rating: 7/10

Was fehlt, wenn alles da ist? ist ein Buch über das bedingungslose Grundeinkommen.

Ich fand Was fehlt, wenn alles da ist? ein interessantes Buch, welches einen, mit zum Teil provokanten Aussagen, zum Nachdenken anregt über Arbeit und Einkommen. Da das Buch im Hinblick auf die Volksabstimmung über ein bedingungsloses Grundeinkommen geschrieben wurde (die wahrscheinlich 2016 stattfindet), habe ich eine vertiefte Diskussion zur Finanzierung vermisst, die ein wesentlicher Aspekt dieser Thematik ist. Die Autoren bleiben diesbezüglich leider sehr vage, und meinen: "Wenn wir das bedingungslose Grundeinkommen wollen, wird die Frage, wie wir es transferieren wollen, das nächste grosse Thema sein".

Meine Notizen

Freiwilligkeit ist der Preis der Freiheit.

Gottlieb Duttweiler

Vorspiel: Worum es geht

Wer Fragen stellt, der stellt zugleich etwas infrage. Was als selbstverständlich galt, gilt jetzt nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr als selbstverständlich.

Gute Fragen sind die besten Antworten, da sie niemandem eine Antwort aufzwingen. Gute Fragen verdichten und erweitern. Sie bringen auf den Punkt, worum es geht, und lassen offen, wie es weitergeht.

Die Volksinitiative ["Für ein bedingungsloses Grundeinkommen"] fragt zweierlei. Erstens: Was will ich eigentlich? Was würde ich tun, wenn für mein Einkommen gesorgt wäre? Wofür engagiere ich mich, wenn ich mich frei entscheiden kann? Das ist die Frage, die mich auf mich selbst zurückwirft. Sie spricht mich als selbstbestimmtes Individuum an. Es geht um das Bild, welches ich von mir selbst habe. Die zweite Frage lautet: Bin ich bereit, den anderen die Existenzgrundlage bedingungslos zu gewähren? Kann ich mir vorstellen, dass sie ein Grundeinkommen erhalten, ohne dafür erst Auflagen erfüllen oder Leistungen erbringen zu müssen? Bin ich willens, die anderen über ihr Leben selbst bestimmen zu lassen? Bei dieser Frage geht es um die anderen als selbstbestimmte Individuen. Es geht um das Bild, welches ich von ihnen habe.

Arbeit: Was würden Sie tun, wenn alle anderen für Sie arbeiten?

Wirtschaftskrise ist, wenn wir zu wenig Geld zum Konsumieren haben. Nicht die Arbeitslosigkeit ist das Problem, sondern die Einkommenslosigkeit.

Sozial ist nicht, wer Arbeit schafft, sozial ist, wer sie abschafft.

Die Idee der Vollbeschäftigung rührt daher, dass wir uns über Erwerbsarbeit sozial absichern. Wer Arbeit hat, erhält ein Einkommen. Deshalb ist die Forderung, dass wir Erwerbsarbeit brauchen, wichtiger als die Frage, wie wir arbeiten und was wir tun wollen. Egal wie, egal was: Hauptsache, es wird gearbeitet. Sozialversicherungspflichtige Erwerbsarbeitsplätze sind das Höchste der politischen Gefühle.

Arbeit muss man nicht schaffen oder sichern, sondern tun. Wer sinnvoll tätig ist, wird tätig, wenn es etwas zu tun gibt. Es gibt immer etwas zu tun, allerdings nicht in Form entlohnter Beschäftigung. Diese nimmt zunehmend ab.

Die Objektivität des Fachkräftemangels ist oftmals subjektiv. Unternehmen, die weniger bezahlen, als die Arbeitnehmer verlangen, leiden immer unter Fachkräftemangel. Wer auskömmlich bezahlt, muss sich keine Sorgen machen.

Das bedingungslose Grundeinkommen ermöglicht, sich auch auf unsichere Tätigkeiten einzulassen, da es die Existenz absichert.

Arbeit ist nicht dafür da, gesichert, sondern erledigt zu werden. Möglichst effizient. Möglichst intelligent. Das gilt für alle Tätigkeiten, die der Mensch so lange ausführt, bis er eine Maschine entwickelt hat, die noch effizienter als er selbst die Aufgabe erledigt.

Das Grundeinkommen ermöglicht, dass Maschinen alles erledigen können, was sie beherrschen.

In Sachen Motivation kommt der Unterschied zwischen Sollen und Wollen unmittelbar zum Ausdruck: Wollen motiviert. Sollen lähmt.

Entscheidend für die Unternehmen wird sein, in welchem Grad sich ihre Mitarbeiter mit der Aufgabe des Unternehmens sowie der Unternehmenskultur identifizieren können. Das Grundeinkommen stärkt die Mitarbeiter gegenüber den Unternehmen, die sie schlecht behandeln. Und es stärkt die Unternehmen in der Gewissheit, dass die Mitarbeiter der Sache wegen und aus eigenem Interesse arbeiten, nicht nur zwecks Einkommenserzielung. Unternehmen können flexibler sein, da sie niemanden mehr in die Einkommenslosigkeit entlassen. Und wir können flexibler sein, da wir nicht mehr aus Existenzangst an einem Arbeitsplatz kleben bleiben müssen, der uns nicht gefällt und nicht erfüllt.

Selbstständige und solche, die es werden wollen, erhalten mit dem Grundeinkommen ein Startkapital.

Das bedingungslose Grundeinkommen verbindet das Soziale mit dem Liberalen. Es ist liberal, weil es bedingungslos ist, und sozial, weil es für alle ist.

Zwischenspiel I: Wer dagegen ist

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Macht: Wer bestimmt, wenn jeder selbst bestimmt?

In der Grundeinkommensgesellschaft ist Arbeit nicht mehr das, was man muss, sondern das, was man will. Arbeit ist der Beitrag, den ich leisten will, nicht die Pflicht, der ich zum Überleben nachkomme.

Das Grundeinkommen würde das Problem der Abzocker-Löhne anders angehen: Es schafft die Freiheit, den Unternehmen, deren Chefs übermässig abzocken, den Rücken zuzukehren.

Der heutige Sozialstaat ist noch nach dem Fürsorgeprinzip aufgebaut: Jenen, die sich selbst nicht helfen können, wird geholfen, wenn sie ihre Hilfsbedürftigkeit nachweisen können. Damit bricht das bedingungslose Grundeinkommen. Die Bedürftigkeit ist nicht mehr zu demonstrieren. Mit gutem Grund: Wem man sich als Bedürftiger vorstellt, dem muss man sich fast unweigerlich auch unterstellen. Man wird zum Bittsteller. Das ist keine souveräne Position. Das ist moderne Bettelei.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist kein Einkommen, welches nur jene erhalten, die es benötigen. Es ist keine Sozialleistung, kein Almosen und kein Lohn. Es ist kein Kaufvorgang, kein Tauschgeschäft und kein Geschenk. Es ist begründet in der Einsicht, dass jeder, der heute lebt, ein Einkommen zum Leben braucht. Es fragt, ob es nicht vernünftig wäre, in Zukunft keine Bedingungen mehr an die Existenzsicherung zu stellen.

Zwischenspiel II: Wer dafür ist

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Freiheit: Wie frei sind wir, wenn wir niemanden mehr zwingen?

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

Jean-Jacques Rousseau

Erfüllt uns Arbeit erst dann, wenn wir sie nicht um der Bezahlung willen, sondern um ihrer selbst willen tun?

In der Grundeinkommensgesellschaft ist die purpose economy im Vor-, die profit economy im Nachteil. Das Grundeinkommen verstärkt die wirtschaftliche Sinnausrichtung, weil jeder mitentscheiden kann, was Sinn macht. Die reine Profitausrichtung verliert an Hebelwirkung, weil niemand mehr mitmachen muss, der nicht will.

Nachspiel: Wie es weitergeht

Wer etwas vorschlägt, will was verändern. Wer das nicht will, greift schnell zum Wort Utopie, um den Status quo zu verteidigen. Das ist ein Widerspruch. Wenn etwas tatsächlich utopisch, also unrealisierbar ist, dann muss man sich nicht dagegen wehren, sondern kann es angstfrei und bedenkenlos betrachten. Wäre das bedingungslose Grundeinkommen eine Utopie, würde es nicht bekämpft.