Schwere Knochen

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  • ISBN: 978-3462050967
  • Mein Rating: 4/10

Schwere Knochen erzählt die fiktive Lebensgeschichte von Ferdinand Krutzler. Vor dem Zweiten Weltkrieg war er, zusammen mit seinen drei besten Freunden, ein Kleinganove in Wien. Nachdem sie die Wohnung eines Nazis ausräumen, landen er und zwei seiner Freunde in einem Konzentrationslager. Alle überleben diese schwierige Zeit. Als sie nach Wien zurückkehren, übernehmen sie die Kontrolle über die Wiener Unterwelt und teilen sie unter sich auf.

Mich hat Schwere Knochen nicht überzeugt. Zwar fand ich die Geschichte an sich spannend und es gibt mit Ferdinand Krutzler eine interessante Hauptperson, doch der Stil des Autors hat mich leider überhaupt nicht angesprochen. Er erzählt die Geschichte äusserst langatmig und in einer gekünstelt wirkenden Sprache, durchsetzt mit vielen österreichischen Ausdrücken, die nicht im Glossar aufgeführt sind und die ich somit auch nicht verstanden habe.

Zitate aus dem Buch

Sogar seine Mutter [...] sagte über ihren Sohn, dass er schon bei der Geburt wie ein Hirschkäfer ausgesehen habe.

Wenn sie geahnt hätte, dass ihr Sohn einmal der gefährlichste Mann Wiens werden würde, hätte sie ihn vielleicht doch weggemacht. Wobei vermutlich nicht einmal die Hitlermutter ihren Welpen abgetrieben hätte, wenn sie gewusst hätte, was für ein Monster sie in die Welt setzen würde.

Übermut war der Feind des Erfolges.

Während man den Juden gelbe, den Schwulen rosa, den Bibelforschern lila, den Emigranten blaue, den Asozialen schwarze und den Politischen rote Winkel auf das Zebragewand nähte, begriffen der Krutzler, der Sikora und der Wessely schnell, dass es von Vorteil war, dass man ihnen, den Kriminellen, ein grünes Abzeichen verpasste. Damit landete man in der Hierarchie ganz oben, was mit diversen Vergünstigungen verbunden war. Freunde unter den Mithäftlingen machte man sich damit keine. Aber niemand war gekommen, um Freundschaften zu schliessen. Von Anfang an ging es ums nackte Überleben.

Ohne die Drecksarbeit der Kriminellen wäre so ein Konzentrationslager ein richtiger Sauhaufen gewesen. Da hätte man gleich alle umbringen müssen, so der Krutzler Jahre später.

Er hätte einen hervorragenden Lagerleiter abgegeben. Seine unglückliche Vorgeschichte als zweifacher Frauenmörder hatte aber eine nationalsozialistische Karriere vereitelt.

[...] vieles war im KZ nur als Nachahmung möglich. So verhielt es sich letztlich auch mit dem Bordell, wo selbstverständlich keine professionellen Huren zugange waren, sondern halb dressierte Gefangene, deren angstvolle Augen einem Menschgebliebenen nur mit viel Alkohol Erregung ermöglichte.

Und als der Priester von Massengrab zu Massengrab schritt, um den Leichen eine würdige Beerdigung zu ermöglichen, da glaubte selbst der nicht mehr an Gott.

Haben sie jemals auf einer Leiche meditiert?

Am nächsten Tag sperrte der Praschak die Fleischerei für einen Tag auf. Er habe zufälligerweise eine Fleischlieferung erhalten. Die Ware ging weg wie die warmen Semmeln. Die Nazis dürften allen geschmeckt haben. Zumindest hatte es keine Beschwerden gegeben.

Viele sagten, in der Bestrafung habe der Krutzler sein wahres künstlerisches Talent entfaltet.

Wie Stalin lebte der Krutzler von seinem schlechten Ruf und der Angst, die er verbreitete. Beliebt sei er damals nicht gewesen. Eher habe man auf eine Gelegenheit gewartet, dass ihn jemand entsorgte.

Sie sah ihn an, wie man jemanden ansah, dessen Kind man abgetrieben hatte. Der Krutzler sah zurück, wie jemand zurücksah, der das gerade begriff.

Das war so sicher wie die Existenz des Yetis.

Eigentlich trank er nur noch wegen der Kopfschmerzen am nächsten Tag. Sie gaben ihm das Gefühl, dass er nicht nur als Geist durch das Leben anderer spukte. Die Schmerzen machten ihn für sich selbst erkennbar.

Nie habe es schönere Gärten gegeben als unter Hitler. Wenn die depperte Sache mit den Juden nicht gewesen wäre, dann müsste man sich diese Zeit heute nicht madig reden lassen.

Das Blut tropfte aus ihren Körpern. Die Überraschung war jedem anders ins Gesicht geschrieben. Jeder letzte Blick erzählte etwas Eigenes über den Täter. Ein Gesamtkunstwerk.