Rolle vorwärts
Das Leben geht weiter, als man denkt
von Samuel Koch
- Buch auf Amazon
- ISBN: 978-3863340711
Ende 2010 verunfallte der Autor in der (mittlerweile eingestellten) Fernsehshow Wetten, dass...?, und ist seither vom Hals abwärts querschnittgelähmt. In Rolle vorwärts erzählt der Autor von seinem Leben als Tetraplegiker, wie er damit umgeht, dass er nun ständig auf Hilfe angewiesen ist, und wie er trotz seines Unfalls seine Schauspielausbildung abschloss und seither als Schauspieler arbeitet.
Am meisten beeindruckt an Rolle vorwärts hat mich die trotz des Unfalls ungebrochene Lebenslust des Autors, wenngleich ab und zu auch ein Hadern mit dem Schicksal zu spüren war. Jedenfalls fand ich es interessant, einen kleinen Einblick zu erhalten, in was es bedeutet, wenn man praktisch nichts mehr ohne fremde Hilfe machen kann. Weniger angesprochen haben mich seine religiösen Gedanken, da ich diesbezüglich andere Ansichten habe. Ganz weggelassen hätte ich die Kapitel, die nur aus Listen bestanden...
Meine Notizen
Nah an der Sonne gebaut
[...] heute hilft es mir oft, wenn ich mir selbst sage: "Stell dich nicht so an!" Es gäbe jeden Tag genug Gründe für mich, nicht zur Arbeit zu erscheinen. Allen voran Schmerzen, die ich immer noch fast ständig habe, oder einfach nur der Wunsch, zu Hause zu bleiben, wo mich niemand anstarrt und alles eingespielt und bequem ist. Wenn ich es darauf anlegen würde, könnte ich mich ständig krankschreiben lassen. Aber da ich das noch nie gemacht habe, gestatte ich es mir auch jetzt nicht.
Wofür würde es sich sonst zu leben lohnen, wenn nicht mit oder vor allem für andere Menschen?
Wenn man konsequent davon ausgeht, dass das Beste erst noch kommt, relativiert sich nicht nur vieles Unschöne, sondern die gesamte Perspektive auf das Leben verändert sich.
Ge-Niesen und andere Glücksmomente
Manchmal weiss man etwas erst wirklich schätzen, wenn man es lange entbehrt hat.
Was ist Glück?
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Im Rollstuhl auf die Bühne
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Auftakt
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Schauspielstudium "ohne Körper"
[...] wer nichts weiss, kann viel lernen.
Kafka und die "geführte Bewegung"
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Vorspiel
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Ich bin so reich
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Nutzlos oder wertvoll?
Irgendwann fuhr man mich zum ersten Mal vor den Spiegel. Bei dem Anblick, der sich mir bot, musste ich beinahe kotzen. Das war einfach nicht ich. Nur aufeinandergestapelte Knochen umgeben von leblosem Fleisch. Kaum zu ertragen. Die Tatsache, dass ich diesen Körper dort im Spiegel zwar sah, aber nicht spürte, verstärkte noch das surreale Gefühl, dass er nicht zu mir gehörte.
Wenn ich keine Aufgabe mehr hätte, wäre das mit Sicherheit ungut. Dabei ist es genau das, was der Gesetzgeber und die Versicherungen eigentlich für Leute in meinem Zustand anbieten: Querschnitt, Rollstuhl, Invalidenrente. Fertig. Aber es wäre furchtbar für mich, wenn ich nichts zu tun hätte.
"Das Bedrückende ist nicht die Arbeitslosigkeit an sich, sondern das Sinnlosigkeitsgefühl. Der Mensch lebt nicht von der Arbeitslosenunterstützung allein" (Viktor Frankl). Ich habe mich früh entschieden, dringend wieder Steuerzahler zu sein.
Dass ich die Schauspielausbildung abschliessen konnte und in diesem Beruf arbeiten darf, ist ein echtes Privileg. Für jemanden, der nicht viel mehr kann als denken und reden, sind die möglichen Berufsfelder begrenzt [...].
Philippe Pozzo und das Querschnitts-Business
"Mir erschliesst sich der Sinn meines Unfalls leider noch nicht so recht. Aber ich hoffe, dass ich ihm mit der Zeit ein Stück seines Unsinns nehmen kann.
Afrika mit und ohne Barrieren
Die Leute dort haben einfach geholfen, ohne dass sie von 101 Regeln und Vorschriften dabei behindert wurden. Insofern war das Unterwegssein in Afrika überraschender- und erschreckenderweise angenehmer und barrierefreier als im ach so hoch entwickelten Europa.
Grenzen
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Schein und Sein
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Pflegenotstand
Eins habe ich mir fest vorgenommen: Sollte ich mich irgendwann wieder bewegen können, werde ich als eine der ersten Massnahmen einen Tetraplegiker pflegen, um festzustellen, ob das wirklich so schwierig ist!
"Das geht nicht!"
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Was noch geht
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Samuel & Samuel
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Zurück in die Zukunft
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Sturm der Liebe
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Hilfe, keine Termine
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Alles nur in meinem Kopf
Nach wie vor glaube ich daran, dass ich den Rollstuhl irgendwann aus meinem Leben verbannen kann. Manchmal denke ich, dass ich es keine Woche länger darin aushalte. Gefangen in einem Körper, der früher dynamisch und beweglich war und mit dem ich allerhand Schönes und Blödsinn anstellen konnte. Heute empfinde ich eine Art Hassliebe für ihn. Er ist abgemagert, hilft mir nicht, lässt mich im Stich. Solange er nicht anfängt, sich vernünftig zu bewegen, ist er mein Feind, mit dem ich ringe.
Was ich vermisse
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Tot bin ich noch lange genug
So viele rackern sich ab und fragen sich ständig: "Leiste ich genug, bin ich wertvoll genug?" Vielleicht ist es daher unverzichtbar, dass es Leute wie die mit Down-Syndrom gibt oder auch wie mich, die nicht so reibungslos funktionieren und uns bewusst machen, dass Leistungsfähigkeit nicht der Massstab für den Wert eines Menschen ist. Die deutlich machen: "Ich kann nicht alles leisten, aber mein Leben ist lebenswert." Weil dieser Gegenentwurf zum "Höher, schneller, weiter" lebensnotwendig für alle ist.
Es ist einfach ein schönes Gefühl, anderen zu helfen. Physisch kann ich das nicht mehr, aber ich geniesse es umso mehr, anderen auf andere Weise beizustehen. Wenn ich mich nur um meinen eigenen Mikrokosmos drehe, empfinde ich das Leben als armselig. Ich bin dann nachhaltig glücklich, wenn ich etwas mit anderen und für andere tun kann.
Oft habe ich mir in der Zeit nach dem Unfall mit den extremen Schmerzen gewünscht, ich wäre tot, und auch später, als mir die ganze Tragweite meiner Verletzungen langsam klar wurde, erschien mir diese Alternative durchaus verlockend. An Selbstmord habe ich aber nie ernsthaft gedacht. Schon allein, weil die Möglichkeiten für mich ja äusserst begrenzt sind.
Freiheit und Abhängigkeit
Freundschaft
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Ist ein normales Leben denn zu viel verlangt?
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Heaven Is a Halfpipe
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