Mark Streit: Gegen alle Widerstände

Mein Weg zum NHL-Star

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  • ISBN: 978-3280057230
  • Mein Rating: 5/10

Worum geht es?

Mark Streit: Gegen alle Widerstände ist die Autobiografie von Mark Streit, einem ehemaligen Schweizer Eishockeyspieler. Er begann seine Profi-Karriere 1995, und nach mehreren Stationen in der Schweiz schaffte er schliesslich den Sprung in die nordamerikanische NHL. Dort wurde er als erster Schweizer Captain eines NHL-Teams. 2017 beendete er seine Sportlerkarriere.

Mein Eindruck

Ich fand Mark Streit: Gegen alle Widerstände ein informatives Buch über einen mir bis anhin unbekannten Spitzensportler und es gewährte mir einen kleinen Einblick in die Welt des Eishockeys. Als unglücklich empfand ich die Reihenfolge der Kapitel. So taucht mittendrin plötzlich ein Kapitel mit den zehn Erfolgsfaktoren von Mark Streit auf, welches absolut nicht dorthin passt und besser in einem Anhang aufgehoben wäre. Das gleiche gilt für die Beiträge von Weggefährten. Seltsam fand ich, dass das Kapitel über seine Heirat und seine eigene Familie von seiner Frau geschrieben wurde.

Meine Notizen

Vorwort der Autorin

"Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent, egal, ob es sich ums Trainieren, einen Match, ums Feiern oder um Ferien handelt."

The Vorwort

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Der Draft

Nun, nachdem ich mit fast 27 den Glauben daran eigentlich schon aufgegeben hatte, sollte der Sprung in die NHL tatsächlich gelingen!

Schon als Bub war ich NHL-orientiert, ein fanatischer Fan, besass diverse Sammelkarten und Poster – und nun standen mir meine Heroes leibhaftig gegenüber. Spielte ich gegen solche Legenden, hatte ich lange Zeit Berührungsängste, vor allem, weil ich Schweizer war. In der nordamerikanischen Liga galten wir als Nobodys oder zumindest als Hockey-Exoten.

Die Entscheidung

Mein Cousin Stefan musste oft als Torhüter herhalten. Leider trug er viele blaue Flecken davon, weil ihn seine schlechte Ausrüstung nur ungenügend schützte.

Wir hatten etwa acht Verteidiger in meinem Alter in der Elite B und Gilligan [Trainer beim SC Bern] teilte mir mit, dass er sieben davon besser einschätze als mich. Deshalb sehe er mich langfristig nicht als Prospect für die NLA.

Der Wunsch, Eishockeyspieler zu werden, wurde eher belächelt.

Nordamerika zum Ersten

Auch das Training in diesem ECHL-Team lief eher unprofessionell ab. [...] Das Niveau war eher tief. Und die Bezahlung mies. [...] Wenn einer der Kollegen gewusst hätte, dass ich mir in der Schweiz schon einen Namen gemacht hatte und für gutes Geld unter sehr guten Umständen leben, trainieren und spielen hätte können, hätten sie mich für wahnsinnig erklärt. Aber ich wollte bleiben, diese Erfahrung unbedingt machen und es bis in die NHL schaffen. Denn ich wusste: Die Verdienste aus Europa zählen in Nordamerika nichts. Und ich wollte vor allem mir selbst beweisen, dass ein Schweizer nicht zu weich ist für die härteste und beste Liga der Welt.

Teamgeist: Meine Zeit als Löwe

Wegen Ausschreitungen an den vorangegangenen Play-off-Matches wurden unsere Fans von der alles entscheidenden Partie ausgeschlossen. Deshalb erwartete uns eine Kulisse von 7'900 Zuschauern, die alle für die Heimmannschaft, das heisst gegen uns, Stimmung machten. [...] Den Siegestreffer in der Verlängerung erzielte Morgan Samuellson – und schoss uns zum Titel, was das Publikum natürlich erzürnte. Es regnete Gegenstände (von Feuerzeugen über Flaschen bis hin zu Stühlen und Holzbänken) auf uns. [...] Den Verantwortlichen blieb nichts anderes übrig, als uns den Pokal so schnell wie möglich und ohne grosses Aufsehen zu überreichen, bevor wir alle in die Kabine flüchteten, weil einige wütende Fans aufs Eis gestürmt waren [...].

Captain

In Nordamerika ist jeder auf sich allein gestellt. Es herrscht ein unerbittlicher Konkurrenzkampf, weil es nur wenige Plätze für eine Menge Spieler aus aller Welt gibt.

Ich bin in die Rolle des Leaders hineingewachsen. Voraussetzung Nummer eins dafür: Man muss ein Teamplayer sein, ein "Reisser", der andere inspirieren kann. Nummer zwei: Man muss als Vorbild taugen aufgrund dessen, wie man trainiert und die Prioritäten setzt, auch jenseits des Eises, denn der Sport muss wirklich alle Entscheidungen leiten. Voraussetzung Nummer drei: Wer in Schlüsselsituationen auf dem Eis stehen will, muss seine Leistung punktgenau abrufen können.

Doch der wesentlichste Punkt, der einen guten Leader ausmacht, ist die eigene Leistung nach dem Motto: "Leading by example" in sämtlichen Bereichen. Stimmt die Leistung nicht, wirst du nicht ernst genommen.

Wenn man in die Komfortzone rutscht, alles bewährt, bekannt und bequem ist, genau dann muss man sich etwas suchen, das einen fordert.

Unter Schweizer Flagge

[Ralph Kruegers] Maxime lautete: Man muss sich auf das Wesentliche konzentrieren. Vor seiner Zeit haben die Spieler sicher auf dem Eis auch alles gegeben, aber es fehlte an der Einstellung jenseits des Eises. Da haben sie ihrer Lust auf Bier und Ausgang zu oft nachgegeben. Ralph Krueger hat klare Leitplanken gesetzt. Er verlangte, dass wir gezielt darauf hinarbeiten, zu einem bestimmten Moment in Topform zu sein und diesem Ziel alles unterzuordnen.

Ich hätte viel gegeben, um [an der WM 2013] dabei zu sein. Aber den Entscheid musste ich so treffen. Mit 90 Spielen in den Knochen und nach der anstrengenden Saison in den USA wollte ich nichts riskieren. Als die Kollegen gegen Schweden im Final standen und die Silbermedaille gewannen, habe ich mich natürlich für sie gefreut. Für mich persönlich habe ich es bedauert, nicht Teil davon gewesen zu sein. Du träumst jahrelang von etwas und dann klappt es endlich – aber ohne dich. Das tut weh.

Der Streitfaktor

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Die zehn Gebote (zum Erfolg)

  1. Setze dir klare Ziele
  2. Lass dir nicht von anderen dreinreden
  3. Nimm nicht alles persönlich
  4. Alles, was du investierst, zahlt sich aus
  5. Realisiere, wann es Zeit ist, den nächsten Schritt zu tun
  6. Spüre deinen Körper und kenne deinen Geist
  7. Sei demütig und selbstkritisch im Erfolg und trotzdem positiv im Misserfolg
  8. Glaube (der Glaube versetzt Berge)
  9. Es braucht Geduld
  10. Was immer du machst, gib 100 Prozent

Der Stanley Cup, Söldner für den Sieg

Zur Erinnerung erhielt jeder von uns einen Ring. Ein Mordsteil aus Weissgold mit fast 400 Diamanten, das man im Alltag gar nicht tragen kann. Meiner liegt im Safe.

Als das coolste Erlebnis im Zuge der Feierlichkeiten bleibt mir sicher der Tag mit der Trophäe im Gedächtnis. Jeder Spieler des Siegerteams bekommt den Pokal einen kompletten Tag zur Verfügung gestellt. Der Cup reist in einem extra angefertigten Koffer mit zwei Bodyguards zu jedem Wohnort, egal wo dieser liegt.

Auf gute Freunde

David Aebischer

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Andres Ambühl

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Nico Hischier

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Doug Honegger

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Roman Josi

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Ralph Krueger

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Nino Niederreiter

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Mathias Seger

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Reto von Arx

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Yannick Weber

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Fabienne [Streit]

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Sudden Death und das Leben danach

Ich nahm ab und [der General Manager] eröffnete mir, dass sie mich in die AHL schicken würden. [...] In die AHL ins Farm-Team der Canadiens zu den Laval Rockets zu gehen, stellte für mich keine Option dar. Ich wollte mich mit meinen 39 Jahren nicht mit 20 Jahre jüngeren Spielern "herumschlagen". [...] Wenn ich mich weigerte, würde ich suspendiert und mein Vertrag aufgelöst werden. Und so kam es.

Es war ein abruptes Karriereende, kurz und schmerzlos. Wenn ich ehrlich zu mir bin, entsprach es mir mehr, als immer weniger eingesetzt zu werden und dann sang- und klanglos auszuscheiden. Der Schnitt tat trotzdem extrem weh. Bis dahin hatte ich mich nie mit einem Ausstieg auseinandergesetzt, sondern Jahr für Jahr genommen. Der Grossteil der Leute hat erwartet, dass ich auf dem Höhepunkt [Gewinn des Stanley Cups] aufhöre. Aber die Liebe für den Sport war zu heftig, das Feuer in mir hat mich angetrieben.

Klar gibt es Momente, in denen ich das Eishockey als Profi fast unerträglich vermisse. [...] Die Herausforderungen, die Hochs und Tiefs, das Reisen, das Drumherum fehlen mir. Man sitzt vor einem wichtigen Match in der Kabine, die Nervosität bei allen ist spürbar, dann geht man aufs Eis, begleitet vom Jubel der Fans. Diese Erfahrung kann nichts ersetzen.

Als Sportler gibst du alles, gehst oft an deine Grenze, weisst, du bist völlig leer auf eine sehr befriedigende Art... Dieser Zustand fehlt mir am meisten.

Epilog

Die NHL ist ein riesiger Zirkus – einerseits knallhartes Business ohne Sentimentalitäten, andererseits wie der coolste Hollywoodstreifen, in dem man mitspielen kann, egal ob in einer Haupt- oder Nebenrolle.