Ich

Die Autobiografie

von

  • Buch auf Amazon
  • ISBN: 978-3453202924
  • Mein Rating: 8/10

Ich ist die Autobiografie von Elton John, einem britischen Sänger und Pianisten, der zu den weltweit erfolgreichsten Interpreten zählt. Und dessen Markenzeichen seine extravaganten Outfits und Brillen sind.

Mich hat Ich positiv überrascht. Der Stil ist ehrlich und direkt. So widmet er sich nebst all den positiven Dingen, die ein Leben als Superstar mit sich bringt, auch ausführlich den dunklen Seiten in seinem Leben: seiner Drogensucht, seinen Alkoholproblemen, seinen Essstörungen, und den Konflikten mit seiner Mutter. Manchmal musste ich lachen, manchmal konnte ich nur den Kopf schütteln (z.B. als er als Homosexueller eine Frau heiratet). Wenig anfangen konnte ich mit dem Namedropping, da ich zahlreiche der erwähnten Personen nicht kannte.

Meine Notizen

Singen und Klavier spielen konnte ich zwar, aber ich hatte nicht das Zeug zum Popstar. Zunächst einmal sah ich nicht aus wie einer [...]. Ausserdem hiess ich Reg Dwight. Das war kein Name für einen Popstar.

So wie andere Menschen ein angeborenes fotografisches Gedächtnis haben, wurde ich eben mit einem guten Gehör geboren. Ich musste ein Lied nur einmal hören und konnte es am Klavier mehr oder weniger perfekt nachspielen.

Jahrelang ertrug ich den Blick in den Spiegel nicht. Ich hasste alles an mir: Ich war zu dick, zu klein, mein Gesicht sah seltsam aus, meine Haare machten nie, was ich wollte, wozu auch gehört hätte, nicht vorzeitig auszufallen.

Statt von einem introvertierten Singer-Songwriter wurde das Publikum von einem Mann in quietschgelber Latzhose, sternenübersätem, langärmeligen T-Shirt und quietschgelben Arbeiterstiefeln mit grossen blauen Flügeln begrüsst. So sah 1970 in Amerika kein sensibler Singer-Songwriter aus. So sah 1970 in Amerika ganz bestimmt niemand aus, der noch ganz bei Trost war.

Ich sagte [der Mutter], dass ich schwul sei, aber sie wirkte nicht mal überrascht: "Ach, das wussten wir doch längst."

Das Entscheidende ist oftmals das Bauchgefühl. Man kann noch so viel schuften, alles noch so sorgfältig planen, manchmal geht es einfach nur darum, seinem Instinkt oder dem Schicksal zu vertrauen.

Doch der Reiz des Kokains bestand nicht nur in dem guten Gefühl, das es mir gab. Kokain hatte ein ganz bestimmtes Gütesiegel. Es war angesagt und exklusiv. Es zu nehmen bedeutete, Teil einer exklusiven, elitären Clique zu sein, die sich gemeinsam einer geheimen, gefährlichen und exzentrischen Sache hingab.

[...] man [kann] niemals zu erfolgreich sein, um voll auf den Arsch zu fallen.

Ich war achtundzwanzig Jahre alt und der grösste Popstar der Welt. Ich stand kurz davor, die prestigeträchtigsten Konzerte meiner Karriere zu geben. Meine Familie und Freunde waren da und teilten meinen Erfolg mit mir. Und das war dann der Moment, an dem ich beschloss, einen weiteren Selbstmordversuch zu unternehmen.

Für jemanden, der gerade im Begriff stand, mit allem Schluss zu machen, der offenbar der Überzeugung war, das Leben habe ihm nichts mehr zu bieten, und der deswegen mit einem tiefen Wunsch nach einer gnädigen Erlösung durch den Tod erfüllt war, entwickelte ich plötzlich einen ziemlich ausgeprägten Willen, nicht zu ertrinken.

Also beendete ich den Abend betrunken und bekifft beim Sex mit einem Soldaten. Ich kann nicht genau sagen, was ich von meinen ersten achtundvierzig Stunden in Russland erwartet hatte, aber das definitiv nicht.

Der Wodka Martini wurde nicht zuletzt deswegen zum Drink meiner Wahl, weil er einen zusätzlichen Bonus bereithielt – ich bekam davon jedes Mal einen Blackout, sodass ich mich nicht mehr erinnern konnte, wie entsetzlich ich mich in der Nacht zuvor aufgeführt hatte.

So ist das mit dem Erfolg. Durch ihn bekommt man eine Lizenz, sich daneben zu benehmen, eine Erlaubnis, die erst widerrufen wird, wenn man plötzlich keinen Erfolg mehr hat oder sich entscheidet, erwachsen zu werden und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

"Ich habe eine unglaubliche Tischdecke gefunden, die musst du einfach kaufen, für das Weihnachtsessen. Sie wurde von Nonnen gemacht, die haben dreissig Jahre daran gearbeitet, sieh sie dir an, sie ist wundervoll. Sie kostet eine Million Dollar." Das ging selbst mir zu weit. Ich sagte [Gianni Versace], dass ich eine Million Dollar für etwas exzessiv hielt, wenn man als Gegenleistung etwas bekam, das komplett ruiniert wäre, sobald jemand ein bisschen Sosse darauf kleckern würde.

Ich bin mir absolut bewusst, wie absurd mein Leben ist, und auch absolut bewusst, was für ein Arschloch ich abgebe, wenn ich wegen Nichtigkeiten ausraste.

Manchmal muss man sich einer Herausforderung einfach stellen, selbst wenn diese Herausforderung kilometerweit ausserhalb deiner Komfortzone liegt.

Ich dachte immer, ich hätte mir mit der Zeit eine ziemlich dicke Haut zugelegt, aber zu hören, wie eine der grössten Sängerinnen der Welt [Tina Turner] einem bis ins Detail erklärt, was sie an einem hasst, ist eine ausserordentlich deprimierende Erfahrung – noch dazu, wenn man eigentlich plant, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Leather Jackets war [...] weniger ein Album als vielmehr der Versuch, Musik zu machen, während man sich so viel Kokain reinpfeift, dass man im Grunde nicht mehr klar bei Verstand ist.

Im Lauf meines Lebens hat sich an dem Gefühl, das sich jeden Abend vor einem Auftritt einstellt, an der besonderen Mischung aus Adrenalin und ängstlicher Anspannung, nichts geändert. Und das ist auch gut so, denn dieses Gefühl ist verdammt grossartig. Es macht süchtig. Das Reisen, die Promotion, all die Sachen, die man vor und nach den Konzerten machen muss, öden einen irgendwann vielleicht an, aber dieses Gefühl treibt einen immer wieder auf die Bühne.

Es bringt nichts, sich ständig zu fragen: Was wäre, wenn...? Es gibt nur eine Frage, die sich wirklich zu stellen lohnt: Wie geht es weiter?