Dr. Beat Richner

Kinderarzt - Rebell - Visionär

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  • Buch auf Amazon
  • ISBN: 978-3038751984
  • Mein Rating: 8/10

Dr. Beat Richner ist die Biografie von Beat Richner, einem Schweizer Kinderarzt. In den 90er-Jahren – nach dem Ende der Herrschaft der Roten Khmer – ging er nach Kambodscha, wo er mit Spendengeldern mehrere Kinderspitäler aufbaute und leitete. Und dadurch das Leben unzähliger Kinder rettete. Als Beatocello trat er immer wieder mit seinem Cello auf, um über seine Arbeit zu informieren und Spenden zu sammeln. 2018 verstarb er nach längerer Krankheit.

Ich fand Dr. Beat Richner ein informatives und schön gestaltetes Buch mit vielen Fotos, welches mir einen kleinen Einblick in das Leben und Wirken von Beat Richner gewährt hat. Es ist beeindruckend, was er in Kambodscha aufgebaut hat. Nicht ganz ausräumen konnte das Buch meine Zweifel bezüglich der längerfristigen Zukunft "seiner" Kinderspitäler, hängt doch deren Fortbestand weiterhin stark von Spendengeldern ab.

Meine Notizen

Vorwort

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Die Abreise

Er hat sich von niemandem verabschiedet, das war unmöglich. Adieu zu sagen, hätte eine Panik ausgelöst, den Spitalbetrieb massiv gestört. Das wollte er vermeiden. Das Wohl der Patienten kam zuerst. Als er wegging, dachte das Personal, er fliege einfach für ein Konzert in die Schweiz.

[...] Richners wichtigstes Erbe ist sein Werk für das kambodschanische Volk. Fünf Spitäler, ein Bildungszentrum, eine Maternité (ein Geburtshaus) und mehrere Millionen geheilter Kinder, die heute das neue Kambodscha aufbauen können.

Die Geschichte von Beat Richner

Wenn er gefragt wurde, was er denn selbst werden wolle, sagte er: "Bankier!" Warum? "Wenn man kein Geld hat, kann man auch keines geben."

Geld war für ihn wichtig, aber nicht zum Haben, sondern zum Geben.

Beat blieb privat ein einsamer Mensch, ohne enge Freundschaften. Selten hat er Mitarbeiter oder Freunde zu sich nach Hause eingeladen.

Gewisse Kunden lernten auch die direkte, schon damals nicht gerade diplomatische Art Richners kennen. Einem jungen Banker, der fünfzehn Minuten auf die Konsultation warten musste und sich beschwerte, [...] gab Beat Richner prompten Bescheid: "Ich schaue jetzt, ob ihr Kind etwas Schlimmes hat. Dann gehen sie zur Praxishilfe, sie gibt ihnen eine Liste von 90 sehr guten Kinderärzten. Hier will ich sie nie mehr sehen. Adieu."

Höchstens fünf Jahre wollte er in Kambodscha bleiben. Er dachte sogar, dass er nach zwei Jahren wieder nach Zürich zurückkehren könnte [...]. Doch bald stellte sich heraus, dass diese Rechnung nie aufgehen konnte. Aus fünf sind 27 Jahre geworden. [...] Es waren nicht nur die vielen kranken Kinder, die ihn motivierten, ständig weiterzumachen, es war vor allem das Geld.

Der Bund und seine Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) wollten das Projekt zuerst nicht unterstützen. So war von Anfang an die grösste Sorge des Kinderarztes die Suche nach Geld. Sie blieb für ihn eine quälende Obsession bis zum Lebensende. Er fand es immer zutiefst ungerecht, dass er für die Arbeit, die er in Kambodscha leistete, betteln musste, er hat das immer wieder gesagt [...]: "Das ist demütigend, es machte mich fertig." Doch er musste einsehen, dass ohne ihn und sein Cello das Geld nicht mehr fliessen würde. Er war die Marke. Die Glaubwürdigkeit. Die gute Story. Wegen ihm spendeten die Leute.

Von Anfang an wurde mit jedem Kind eine Begleiterin oder ein Begleiter hospitalisiert, meistens die Mutter, der Vater oder wer immer, eine Person, die 24 Stunden pro Tag beim Patienten ist und ihn mit Nahrungsmitteln versorgt, die draussen vor der Tür an diversen Ständen gekauft werden können.

In Kantha Bopha bekamen die Ärzte von der Regierung nur 14 bis 18 Dollar im Monat(!), Richner bezahlte zusätzlich 120 bis 200 Dollar, damit ihre Existenz und das wirtschaftliche Überleben der Familie ohne Korruption möglich war.

[...] was völlig ungewöhnlich war für die Kambodschaner: Er war als Chef mit allen genau gleich freundlich, machte keinen Unterschied zwischen einem Chefarzt und einer Wäscherin – ein echter Kulturschock für die Menschen in einer traditionell stark hierarchisch strukturierten Gesellschaft.

"Für mich gibt es keine Dritte Welt, es gibt nur arme Menschen und reiche Menschen. Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Alle Kinder haben das gleiche Recht auf Leben und Gesundheit, ob arm oder reich."

"Der menschliche Körper ist überall der gleiche, die Medizin muss auch überall gleich sein, wir machen nicht arme Medizin für arme Menschen. Wenn es Maschinen gibt, die präzisere Diagnosen erlauben, dann brauchen wir diese Maschinen."

Ausklang

"Die internationalen Organisationen sagen mir, ich schaffe Bedürfnisse, die es vorher nicht gegeben habe. Wir schaffen keine Bedürfnisse, alle Mütter dieser Welt wollen, dass ihre Kinder gesund werden."