Die Schwörers
Wie die Welt zum Kinderzimmer wurde
von Marc Zollinger
- Buch auf Amazon
- ISBN: 978-3037630082
In Die Schwörers erzählen Sabine und Dario Schwörer abwechslungsweise von ihrer Klima-Expedition TOPtoTOP rund um die Welt, mit der sie das Ziel verfolgen, Kindern die Schönheit der Erde näherzubringen und sie dadurch für den Umweltschutz zu sensibilisieren. Ausserdem wollen sie auf jedem Kontinent den höchsten Berg besteigen. Unterwegs sind sie hauptsächlich mit ihrem Segelschiff und ihren Velos. Ursprünglich sollte die Reise vier Jahre dauern, doch 2009, als das Buch veröffentlicht wurde, waren sie bereits sieben Jahre unterwegs und hatten erst etwa die Hälfte der geplanten Strecke zurückgelegt. Zudem wurde in diesem Zeitraum aus dem Ehepaar eine fünfköpfige Familie (die in der Zwischenzeit weiter angewachsen ist).
Ich fand Die Schwörers einen interessanten Reisebericht und es ist beeindruckend, wie sie mit wenig Geld ihren Traum verwirklichen. Nicht verstanden habe ich, weshalb das Buch mittendrin beginnt, wo doch der Rest der Reise chronologisch erzählt wird. Gerne hätte ich mehr von ihrer Velotour in Australien erfahren, dieser Teil fällt leider, im Vergleich zu anderen Episoden, relativ knapp aus. Da seit der Veröffentlichung des Buches bereits wieder acht Jahre vergangen sind, und die Schwörers noch immer unterwegs sind, hoffe ich, dass es irgendwann eine Fortsetzung geben wird.
Meine Notizen
Die Botschaft, die die Schwörers weitergeben möchten, ist ganz einfach: Die Welt ist schön, wunderschön!
Mich zu verabschieden tut mir zwar jedes Mal unheimlich weh, doch es muss sein, ich muss da hindurch. Ich kann sonst das Weggehen nicht verarbeiten. Wer weiss schon, ob wir jemals wieder an einen Ort zurückkehren?
Beim Fliegen hat man überhaupt keine Ahnung davon, wie gross unser Planet ist. Um ein gutes realistisches Gefühl für die Distanz zu bekommen, muss man sich zu Fuss oder mit dem Velo auf die Reise machen. Das entspricht unserer natürlichen Fortbewegungsart, unserem Rhythmus. Man muss einen Weg mit den eigenen Schritten abmessen, damit man wirklich weiss, wie weit etwas ist.
Es gehört zum Kodex, den wir uns für die Expedition auferlegt haben, dass wir die Reise nur mit eigener oder natürlicher Kraft zurücklegen.
Dass wir gleich auf unserer ersten Fahrt nahe am Abgrund vorbeisegeln würden, damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Das gab uns schon zu denken. Heute weiss ich: Wir sind in und mit der Natur unterwegs, da entstehen immer unvorhersehbare Situationen. [...] Neben der Natur ist auch die Technik ein unberechenbarer Faktor. Immer kann es einen Defekt geben.
Mit der Zeit nimmt man aber alles viel gelassener, weil es zum Alltag wird. Man hat schon viele Klippen umschifft und genug Erfahrungen gesammelt, die einem zeigen: Es gibt immer eine Lösung. Gelassenheit ist das beste Instrument, um solche Situationen zu meistern. Sie hält einen davon ab, aus Angst dumme Fehler zu machen. Es hilft, zu fokussieren, sich dem Wesentlichen zuzuwenden und zugleich offen zu sein für überraschende Lösungen. Mit der Zeit wächst der eigene Improvisationsschatz, und je grösser dieser ist, umso gelassener wird man.
Wir assen nur noch Milchreis, um Farbe fürs Schiff kaufen zu können.
Zu grossen Abenteuern kann man auch ohne ein dickes Portemonnaie aufbrechen. Viele Menschen meinen, dass sie zuerst im Lotto gewinnen müssen, um einen Traum verwirklichen zu können. Wir haben eine andere Erfahrung gemacht: Es ist viel wichtiger, einfach mal zu starten, erste Schritte zu machen, unterwegs zu sein und ganz simpel zu versuchen, das Beste daraus zu machen. Lässt man die Dinge geschehen, Schritt für Schritt, dann passiert schon das Richtige. Man muss zwar relativ einfach und bescheiden leben, improvisieren, aber so lässt man seinem erträumten Abenteuer Raum, damit es sich entfalten kann.
Es kann schon frustrierend sein, einen Tag lang zu segeln, die Insel immer vor der Nase, und sich am Abend eingestehen zu müssen, ihr keine Meile näher gekommen zu sein.
Die Wellen schwappten regelmässig übers Schiff, der Wind blies heftig, und es war ziemlich kalt. Das alles führte dazu, dass wir rasch auskühlten und öfter als geplant Schutz im Innern des Schiffes suchen mussten. Wir konnten jeweils nur eine Stunde steuern und mussten dann wechseln. Wenn das während zwei Wochen Tag und Nacht so geht, kommt man ganz schön an die Grenzen seiner Kräfte.
Unsere Gastgeber [in Chile], die in der Regel nicht den ärmeren Schichten angehörten, tischten uns nur das Beste auf. Einmal sogar [...] gab es eine rare "Delikatesse", etwas, das man nur bei aussergewöhnlichen Ereignissen auftischt: Stierhoden. Ich konnte zum Glück auf meine Schwangerschaft verweisen – ich dürfe deshalb kein rohes Fleisch essen. "Kein Problem, dann kochen wir sie." Also musste ich mich meinem Schicksal beugen, um nicht unhöflich zu wirken.
Unsere Gastgeber [auf Savaii] assen nicht mit uns. Zuerst kommen die Gäste dran. Man darf aber nicht alles aufessen, was man aufgetischt bekommt, denn die Reste bekommen danach die Gastgeber, zuerst das Oberhaupt, dann die anderen Familienmitglieder.
Wir waren schon gespannt, welche Spezialitäten man uns in Savaii auftischen würde, als die Frau des Gastgebers mit einer Büchse Spaghetti in der einen und einer Büchse Corned Beef in der anderen Hand zu uns trat. Sie kippte einen Teil der kalten Spaghetti auf meinen, den anderen auf Darios Teller. Dazu gabs einen Löffel Fleisch. Alle Familienmitglieder, die um uns herumstanden, strahlten voller Stolz. Und ich musste mich bemühen, meine Enttäuschung nicht zu zeigen. Nach vorsichtigem Nachfragen erfuhren wir, dass auf Savaii eine Büchse Spaghetti extrem teuer ist, ein Luxus, der als Leckerei gilt, die man nur hohen Gästen auftischt.