Die richtige Flughöhe

Wie wir Ballast abwerfen und ein besseres Leben führen können

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  • ISBN: 978-3492057011
  • Mein Rating: 6/10

In Die richtige Flughöhe legt der Autor – der unter anderem bekannt ist für die erste Erdumrundung in einem Heissluftballon und das "Solar Impulse"-Projekt – seine Lebensphilosophie dar, bei der die Fahrt in einem Heissluftballon als Metapher für das Leben dient und das Leben als Abenteuer betrachtet wird.

Die richtige Flughöhe bietet einige gute Denkanstösse, um über sich selbst und sein Leben nachzudenken. Besonders interessant fand ich, dass der Autor sowohl seine Erfahrungen als Psychiater wie auch als Abenteurer in seine Gedanken einfliessen lässt. Weniger angesprochen haben mich hingegen seine spirituellen Überlegungen in der zweiten Hälfte des Buches.

Meine Notizen

Einführung von Matthieu Ricard

[...] er [ruft] uns vor allem in Erinnerung, dass alle Unzufriedenheit im Leben hauptsächlich auf dem Fehler beruht, sich die Gegenwart anders zu wünschen, als sie ist. Ein sinnloses Unterfangen.

Unsere Angst vor dem Ungewissen verblasst, wenn wir die innere Stärke finden, die Unwägbarkeiten des Lebens nicht länger zu bekämpfen. Hierfür, so schreibt Bertrand, müssen wir uns vom Joch unserer vorgefertigten Überzeugungen lösen, denn: "Die meiste Zeit halten uns nicht die Winde des Lebens gefangen, sondern unsere eigene Art zu denken und unsere Existenz zu begreifen."

Leid kann eine aussergewöhnliche Erfahrung sein. Es führt uns den oberflächlichen Charakter unserer Alltagssorgen vor Augen – dass die Zeit unvermeidlich verstreicht, dass wir verletzlich sind –, und vor allem führt es uns vor Augen, was tief in unserem Inneren tatsächlich zählt.

Vorwort – Sie, ein Buch und ich

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Gefangen im Wind des Lebens?

So unterschiedlich wir auch sein mögen, vieles haben wir gemeinsam: Wir alle haben Träume und Hoffnungen, wir fühlen uns angesichts der Lebensrealitäten häufig verwundbar, wir hängen schönen Erinnerungen nach und ängstigen uns, weil die Zeit viel zu schnell vergeht.

Oft braucht es so wenig, um alles ins Wanken zu bringen. Eine Krankheit, ein Unfall, eine schicksalhafte Begegnung oder eine Scheidung. Ein politischer oder sozialer Wandel. Eine Naturkatastrophe. Eine Finanzkrise.

[...] wir sollten nie vergessen, dass unsere Verantwortung nicht an die Situation geknüpft ist, in die wir geboren wurden, sondern an das, was wir daraus machen! Wer diese oberste Regel nicht versteht, der verdammt sich selbst zu einem Leben voller Frust und Klage.

Anstatt in festgefahrenen Ansichten zu verharren sollten wir anerkennen, dass es Tausende Arten von Wirklichkeiten und Denkweisen gibt. Sowohl in der Familie als auch in der Schule wird uns zu häufig eine einseitige Auffassung unserer Existenz beigebracht, und unsere Ansichten werden umso fester in uns verankert, je mehr wir diejenigen bewundern, die sie uns vermitteln. Ein Börsenbroker an der Wall Street, eine evangelikale Familie und ein militanter Gewerkschafter leben vielleicht auf demselben Planeten, aber nicht in derselben Welt. Ihre Version der Realität hängt von Bildungsgrad, Erfahrungen und Glaubenssätzen ab, die sich im Laufe der Zeit ergeben haben. Doch sie alle sind sicher, dass sie recht haben, und würden ihre Ansichten jederzeit verteidigen.

Wir leben, als gäbe es den Tod nicht, und verbannen aus unseren Gedanken, was wir nicht wahrhaben wollen.

Wie sollen wir jemals kreativ, innovativ sein, wenn wir uns nie aus dieser Komfortzone herausbewegen, die uns an unsere Gewohnheiten kettet?

Wenn wir lernen, alles kontrollieren zu wollen, Veränderungen zu meiden und jegliche Ungewissheit zu hassen, verwandelt sich unsere Existenz in einen Albtraum. [...] Wenn wir hingegen begreifen, was die Ungewissheit für uns bereithalten könnte, dann verwandelt sich das Leben in ein weites Feld voller Aufgaben und Entdeckungen, in ein Experimentierfeld, auf dem wir lernen können, neue Kräfte zu entwickeln, uns neue Lösungen auszudenken, um jenen Zustand des Erfolgsgefühls und des Glücks zu erreichen, nach dem wir alle streben.

Kontrollieren... nur was?

Die Panik ist immer weit gefährlicher als die Gefahr an sich, und man muss sein Möglichstes tun, um zu lernen, sie zu vermeiden.

Natürlich muss man die Vergangenheit und die Zukunft in Betracht ziehen, doch das ändert nichts daran, dass der eine Moment, in dem ich mein Leben verändern will, in der Gegenwart liegt. In dem Moment, den ich gerade im Begriff bin zu leben. Für das Davor ist es bereits zu spät. Alles Danach ist noch Zukunftsmusik.

Sich ins Ungewisse zu stürzen ist ein Weg des Zu-sich-Kommens.

Besser funktionieren ohne Kontrolle?

Eine Fahrt im Heissluftballon ist also, wenn man die Analogie zum Leben weiterdenkt, eine permanente Krisensituation. Man weiss sehr genau, woher man kommt, aber man hat keine Ahnung, wohin man unterwegs ist...

Es gibt also zwei Möglichkeiten, auf Ungewohntes zu reagieren. Die Vermeidung, wenn eine Situation unsere gewöhnliche Reaktionsfähigkeit übersteigt. Oder eben das Abenteuer, also die Suche nach neuen Bewältigungsmustern und danach, den Kontrollverlust zu entmystifizieren, durch eine neue Erfahrung zu wachsen und so die Leistungsfähigkeit zu steigern. Wenn ich von einem Abenteuer spreche, denke ich nicht "spektakulär", sondern vielmehr "ausser-gewöhnlich". Aussergewöhnlich in zwei Worten, um zu betonen, dass wir uns plötzlich ausserhalb unserer Gewohnheiten befinden.

Das Abenteuer ist ein Moment des Umbruchs, in dem uns klar wird, dass es nun nicht mehr ausreicht, automatisch unser erlerntes Programm abzuspulen. Man muss daher Zweifel und Fragezeichen hinnehmen, man muss sie sogar ausnutzen, um die eigene Kreativität zu stimulieren, sodass man plötzlich fähig ist, neue Lösungen, neue Einstellungen, Strategien und unbekannte Verhaltensweisen zu finden.

Ja, das Abenteuer ist eine Krise, die man annimmt, und eine Krise ist ein Abenteuer, das man ablehnt. Und in jedem einzelnen Moment unseres Lebens können wir entscheiden, ob der Bruch, der uns begegnet, dazu da ist, uns zu zerstören oder daran zu wachsen, ob er uns dazu zwingen wird, Fähigkeiten in uns zu entdecken, deren Existenz uns gar nicht bewusst war.

Unsere irrationalen Ängste vor dem Ungewissen sind die Wurzel vieler unserer Leiden.

Stress oder Fatalismus?

Es liegt an uns, die Entscheidung zu treffen, gegen eine Situation zu kämpfen, die uns nicht gefällt, oder sie anzunehmen. Es mag vielleicht etwas merkwürdig klingen, aber eine Situation zu akzeptieren, sie anzunehmen ist eine Entscheidung, die nichts mit Schwäche oder Fatalismus zu tun hat. Mit Aufgabe oder Flucht. Ganz im Gegenteil, ich glaube, dass es dabei um verantwortungsvolles Handeln geht. Ich kann mir endlich sagen: "Ich nehme diese Situation jetzt an." Und so kann ich neue Lösungen finden, die ausserhalb meiner gewöhnlichen Verhaltensmuster liegen.

Jeder ist das Ergebnis seines eigenen Lebenswegs. Den anderen ändern zu wollen ist illusorisch – die einzige Möglichkeit ist eine aus gegenseitigem Verständnis resultierende Allianz.

Wenn sie ein Problem nicht lösen können, bauschen sie es auf. Dann wird schon etwas passieren, das die Situation voranbringt...

Dwight D. Eisenhower

Wie können wir Ballast abwerfen?

Statt uns horizontal abzurackern, um nach links oder rechts zu kommen, müssen wir unsere Flughöhe verändern, um einen neuen Wind zu finden, der uns in eine andere Richtung trägt. So gesehen unterscheidet sich unser Leben nicht sehr von einer langen Fahrt im Heissluftballon. Häufig sind wir den Elementen ausgesetzt, die uns auf Wege führen, die uns nicht behagen. Sicherlich können wir darüber jammern und versuchen, dagegen anzukämpfen, doch dadurch vergrössern wir nur das eigene Leid. Unsere Verantwortung, unser freier Wille besteht im Grunde nur darin, unsere Höhe zu verändern, wie es der Luftfahrer tut.

Für jede neue Flughöhe müssen wir daher nicht etwas Neues erlangen, sondern uns von etwas Altem trennen.

Wir müssen also lernen, Ballast abzuwerfen: über Bord zu werfen, was uns schwerer macht und uns in alten Verhaltensweisen und Denkweisen gefangen hält.

Man kann nicht leistungsfähig, effizient, entscheidungs- und handlungsfreudig sein, ohne die Freiheit zu besitzen, seine eigenen Überzeugungen über Bord zu werfen und jenseits von allem zu argumentieren, was man gelernt hat, wozu man konditioniert wurde, was uns ausmacht.

Wirkliche Freiheit liegt nicht darin, alles tun zu können, sondern alles denken zu können.

Eine exzellente Methode, den Höhenwechsel zu üben und sich von unseren Gewohnheiten zu lösen, besteht darin, nicht mehr spontan auf eine Frage zu antworten. Stattdessen versuchen wir uns zu fragen: "Wie würde ich üblicherweise automatisch reagieren, und wie könnte ich es ganz anders machen?"

[In der Bildung] müsste man schon früh drei fundamentale Grundsätze integrieren: die Neugier, das Durchhaltevermögen und den Respekt. Ohne Neugier versucht man nie etwas Neues. Ohne Durchhaltevermögen gelingt nichts, was man sich vornimmt. Ohne Respekt hat der Erfolg keinen Wert.

Es ist wichtiger, zu lernen, wie man denkt, statt was man denkt.

Selbst unsere wichtigsten Werte haben nur einen Sinn, wenn wir mit dem Gedanken gespielt haben, sie über Bord zu werfen. Erst dann wissen wir wirklich, warum wir uns entschieden haben, sie beizubehalten.

Wir sollten zwar so tolerant sein, jedem die eigene Denkrichtung zu erlauben, aber nicht auch zwingend jede Art zu handeln.

Welche Realität?

Was wir also für einen Dialog zwischen zwei Individuen halten, ist tatsächlich ein zweiseitiger Monolog. Der erste findet zwischen mir und meiner Vorstellung von meinem Gegenüber statt, der zweite zwischen ihm und seiner Vorstellung von mir.

Was jemand denkt, ist nicht so wichtig wie die Frage, warum er etwas denkt.

Das Ergebnis ist nur 2, wenn zwischen zwei Menschen nicht die geringste Interaktion stattfindet. Dann geht jeder seinen eigenen Weg, ohne sich um den anderen zu kümmern. Dann machen 1 + 1 tatsächlich 2. Doch sobald sie miteinander in Kontakt kommen, ergibt 1 + 1 entweder 0, 1 oder 3.

1 + 1 = 1 passiert dann, wenn sich zwei Menschen begegnen, deren Lebensweg, Meinungen, Überzeugungen und Angewohnheiten sich wie ein Ei dem anderen gleichen. Eine schöne Symbiose, kaum Konfliktpotenzial, aber auch kein Anlass zu Kreativität, zu gegenseitiger Bereicherung.

Das gefährlichste Ergebnis ist natürlich 1 + 1 = 0. Das passiert jedes Mal, wenn wir nicht wissen, wie wir mit unterschiedlichen Meinungen oder Persönlichkeiten umgehen sollen. [...] Unterschiede werden zum Problem, sobald jeder versucht zu beweisen, dass er selbst recht hat und der andere unrecht.

Toleranz besteht in dem Versuch zu verstehen, warum jemand anders handelt, als wir selbst es tun würden. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass wir auch alles akzeptieren müssen.

Die Art Beziehung, die uns am meisten bereichert, besteht darin, Unterschiede zu akzeptieren und sogar zu nutzen. Auf diese Weise kann jeder neue Erfahrungen machen, und wir können uns gegenseitig bereichern. 1 + 1 = 3, eine interessante Rechnung, doch es braucht Fingerspitzengefühl dafür.

Im Gespräch mit anderen ist dies die goldene Regel: Sprechen sie nicht über den anderen und urteilen sie nicht über sein Verhalten, sondern drücken sie vielmehr aus, was dies in ihnen auslöst, was sie selbst aufgrund seiner Einstellung empfinden.

Man kommuniziert erst wirklich, wenn man persönliche Erfahrungen miteinander teilt. [...] Um etwas zu vermitteln ist es daher wichtig, sowohl zu erklären, woher unsere Meinung rührt, als auch, auf welchen Erfahrungen sie fusst. So ergibt sich auch der Vorteil, dass wir dem Gesprächspartner ein Hintertürchen bieten, eine andere Meinung und andere Erfahrung auszudrücken.

Wir sehen also, dass es nicht eine Realität gibt, sondern unendlich viele verschiedene Realitäten, die davon abhängen, wer unsere Gesprächspartner sind und was sie erlebt haben, aber auch davon, wer wir selbst sind.

Wenn jemand mit einem Problem zu ihnen kommt, unter dem er leidet, können sie ihn auch fragen, wie sich seine Situation zum Positiven wenden liesse. Schon allein durch die Frage wird impliziert, dass es etwas Positives geben muss.

Hypnose - Methode oder Philosophie?

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Wofür sind Krisen gut?

[...] das ganze Leben [kann] als grosses Abenteuer begriffen werden, in dessen Verlauf alle Krisen und Unglücksfälle, ebenso wie Hoffnungen und Erfolge, uns dazu zwingen, ein anderes Verhältnis zum Unbekannten aufzubauen. Dies ist unsere einzige Chance, uns zu entwickeln [...].

Unser Widerstand gegen jede Veränderung ist umso verständlicher, je glücklicher wir im vorhergehenden Zustand des Gleichgewichts waren. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass es gerade diese Abwehrhaltung ist, die unser Leiden verstärkt. Der verzweifelte Drang, zurückzublicken, widerspricht dem natürlichen Lauf der Dinge.

Das Wesentliche besteht darin, uns zu sagen: "Ich befinde mich in dieser Situation, weil mir etwas fehlt, und ich werde es mir erarbeiten, um hinterher besser zu funktionieren als vor der Krise."

Jeder Bruch, so schwierig er auch sein mag, ist eine Gelegenheit, sich selbst infrage zu stellen, um auf dem Weg zu Erfüllung, zur Leistungsfähigkeit oder zur Weisheit voranzukommen. Es heisst also, diese Augenblicke zu erkennen, sie sich bewusst zu machen, um aus ihnen das Beste zu machen.

Die neuen Fähigkeiten, die wir uns zur Überwindung der Krise aneignen müssen, stehen häufig im Widerspruch zu unseren bisherigen. Wenn wir uns entwickeln wollen, müssen wir eine ganze Menge Gewissheiten über Bord werfen. Um uns dazu zu bringen, reichen kleinere selten aus, daher warten wir manchmal erst die Katastrophe ab, die uns zum Handeln zwingt.

Gibt es eine Pädagogik der Schicksalsschläge?

Je ernster die Krise, desto deutlicher wird uns die Nichtigkeit dessen bewusst, was wir für wichtig hielten und woran wir uns geklammert haben.

Können wir in unserem Leben wirklich frei und glücklich sein, wenn wir nicht bereit sind, eines Tages alles zu verlieren, was wir lieben?

Religion oder Spiritualität?

Wie kann es sein, dass man gerade noch zu seinem Gott betet, um dann auf einmal seine Absichten so zu deuten, dass man auf andere herabschaut oder sie verurteilt, weil sie anders an ihn glauben als man selbst?

Gibt es eine andere Welt?

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Ökomanismus als Ziel

Wie soll man die Menschen motivieren, wenn man ihnen nur etwas von Problemen und Kosten erzählt?

Warum müssen wir links wählen, wenn wir die Umwelt schützen wollen, und rechts, wenn wir die Unternehmer in die Pflicht nehmen wollen, neue Arbeitsplätze zu schaffen? Ist nicht beides notwendig?

Sie sollten niemals auf diejenigen hören, die ihnen weismachen wollen, etwas wäre unmöglich. Im Gegenteil – wenn alle Welt ihr Projekt gut findet, waren sie einfach noch nicht ehrgeizig genug! Nur wenn sie selbst daran zweifeln, werden sie scheitern.

Fragen sie sich auch, wo sie sich in einem Jahr befinden werden? Und an ihrem Lebensabend? Was sie im Rückblick auf ihr Leben denken werden? Wie sie hätten leben wollen? Alles, was sie dann nicht getan haben und bereuen, sollten sie jetzt beginnen! Und den Rest sein lassen.

Wer wir auch sein mögen, mit unseren Wegen und Hoffnungen, unserem Potenzial und unseren Handicaps, zumindest sollten wir uns eines sagen können: "Ich habe alles dafür getan, ein interessantes und nützliches Leben zu führen." Interessant, um zu lernen, Fortschritte zu machen und sich zu entwickeln. Doch das allein reicht nicht, wenn man sich egoistisch auf seine eigene Welt beschränkt. Gleichzeitig sollte das Leben auch nützlich sein, um anderen die Energie zu verleihen, sich ebenfalls zu entwickeln, ohne jedoch durch übertriebenen Altruismus unsere eigenen Ziele aus den Augen zu verlieren. Beides ist wichtig: die Beziehung zu uns selbst und die Beziehung zu anderen.