1793

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  • ISBN: 978-3492061315
  • Mein Rating: 7/10

In Stockholm wird im Jahr 1793 eine Leiche aus dem Wasser gefischt. Es handelt sich dabei um eine ungewöhnliche Leiche: dem unbekannten Mann wurden zu Lebzeiten die Arme und Beine amputiert, die Augen entfernt, die Zähne ausgeschlagen, und die Zunge herausgeschnitten. Der einarmige Stadtknecht Jean Michael Cardell, und der an Tuberkulose erkrankte Jurist Cecil Winge, der nicht mehr allzu lange zu leben hat, beginnen mit den Ermittlungen.

Ich fand 1793 einen ungewöhnlichen "Krimi". Einerseits, weil er im Jahre 1793 angesiedelt ist. Einer Zeit, die sich erheblich von der heutigen Zeit unterscheidet, und die vom Autor detailliert geschildert wird. Andererseits nehmen Täter und Opfer nur Nebenrollen ein, und auch die beiden Ermittler spielen nur im ersten und vierten Teil die Hauptrollen. In den beiden restlichen Teilen tauchen sie überhaupt nicht auf. Im zweiten Teil steht der Feldscher Kristofer Blix im Vordergrund, der seine Schulden abarbeiten muss. Insbesondere dieser Teil ist nichts für schwache Nerven, ich empfand ihn als grausam. Der dritte Teil widmet sich der Geschichte von Anna Stina Knapp, die der Prostitution beschuldigt wird und deshalb im Spinnhaus landet. Bei diesem Teil konnte ich nicht ganz nachvollziehen, weshalb er Bestandteil des Buches ist, weist er doch nur einen geringen Bezug zu den restlichen Teilen auf. Er wäre wohl besser in ein eigenes Buch ausgelagert worden.

Zitate aus dem Buch

"Dann sind dem Mann also schön ordentlich nacheinander die Arme und Beine amputiert worden. Die erste Wunde wurde versorgt, ist verheilt, dann war die nächste Gliedmass dran. Und auch die Augen fehlen. Ausserdem sämtliche Zähne... und die Zunge. Nach den Narben zu urteilen, muss es mit seiner Verwandlung zu dem Wesen, das wir heute vor uns sehen, im Sommer angefangen haben, und vor wenigen Wochen war es abgeschlossen. Der Tod ist vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden eingetreten. [...] Ich nehme an, dass zu dem Zeitpunkt der Tod durchaus willkommen war."

"Der Kerl sieht doch aus wie eine Leiche, die aus ihrem Grab geflüchtet ist."

"Mögen meine Kinder mehr Erfolg haben als ich. Allerdings zweifle ich daran. Naiv wie ich bin, habe ich sie zu ehrlichen Menschen erzogen."

Die Hand wird zuerst abgeschlagen, um sicherzustellen, dass der zum Tode Verurteilte auch garantiert nicht schmerzfrei ins Jenseits übertritt.

Unter dem Schmerzensschrei des Verurteilten klaubt ein Knecht die abgehackte Hand aus dem Dreck und wirft sie in die Menschenmenge. Die Finger eines Hingerichteten sollen Glück bringen [...].

"Ich kann ihnen ansehen, dass das Grab schon ungeduldig auf sie wartet."

"Ich habe sie verkauft, Blix. Ihre Schuldscheine gehen hiermit in den Besitz ihres Käufers über, genau wie ihr Leben."

"Uns steht ein letzter gemeinsamer Augenblick bevor, und ehrlich gesagt ist mir das nur recht, weil die Nächte unter freiem Himmel ihre Anwesenheit für die Nase wie für die Augen zu einer Belastung gemacht haben."

"Ich möchte, dass ihm sämtliche Glieder abgenommen werden, als wären sie im Kugelhagel oder durch das Bajonett zerfetzt worden. Beide Beine, beide Arme. Ausserdem die Augen. Ich will, dass seine Zunge abgeschnitten wird, und er soll taub werden. Das ist meine Aufgabe an sie, mit der sie ihre Schuld begleichen. Sein Leben liegt in ihren Händen, und wenn sie es aus Mitgefühl oder Nachlässigkeit verspielen, wird sein Schicksal im Vergleich zu dem, was ihnen selbst bevorsteht, regelrecht beneidenswert erscheinen."